"Vogelwild" - was ist mit Nürnberg los?
1:4-Klatsche bei Bayer: Club-Trainer Thomas von Heesen ist stocksauer. Ab ins Trainingslager, ist das Motto. Ab Donnerstag werden sich die Club-Spieler in Herzogenaurach auf das entscheidende Spiel gegen Bochum vorbereiten.
LEVERKUSEN Die Fans kapitulierten nach 59 Minuten, die Mannschaft nur unwesentlich früher. Verstummt waren die treuen Anhänger im Gästeblock der BayArena nach dem Treffer von Theofanis Gekas zum 3:1 für Leverkusen. Am Ende hatte der Club, für den nur Misimovic traf, nach Toren von Haggui, Glauber per Eigentor, Kiessling und eben Gekas 1:4 verloren und das nach einer sehr starken Vorstellung in Halbzeit eins. Genau das trieb Trainer Thomas von Heesen auf die Palme.
"Vogelwild" nannte der "bitter enttäuschte" Fussball-Lehrer die Vorstellung seiner Profis nach der Pause. "Erst sind wir nicht kaltschnäuzig genug, unsere zahlreichen Möglichkeiten aus einer spielerisch sehr starken Halbzeit in Tore umzusetzen, dann kommen wir aus der Kabine, verlieren völlig die Ordnung und schauen Leverkusen nur noch zu."
Guter Anfang für den Club
Was die Bayer-Truppe natürlich weidlich nutzte. Nach dem frühen Führungstreffer von Haggui (6.), der nach einem Patzer von Club-Keeper Daniel Klewer - er liess den Ball nach einem eher zarten Kopfball-Versuch von Rolfes fallen - mühelos abstauben konnte, kam der Club prächtig in die Partie. Zunächst glich Misimovic nach feiner Vorarbeit von Koller aus (12.). Allerdings war sein Schuss aus 17 Metern von Friedrich unhaltbar abgefälscht worden. Anschliessend eröffnete der quirlige Saenko eine Art Privatduell mit Bayer-Keeper Rene Adler, zog aber vier Mal den Kürzeren (21.,22.,32.,40.). Neben Saenko versuchte sich noch Koller (13.) - knapp vorbei.
Es herrschte gewaltiges Staunen in der ausverkauften BayArena. Der Club war nicht wiederzuerkennen, Bayer-Coach Michael Skibbe sah seine Meinung, "der Club ist schwer zu spielen und gefährlich" voll bestätigt.
Horror-Hälfte zwei
Aber dann kam Durchgang zwei und löste ein ebensolches Staunen aus. Der Club mutierte von jetzt auf gleich von einem geordneten Kollektiv zum "vogelwilden" Hühnerhaufen. Zunächst wuchtete Glauber eine Flanke von Ex-Cluberer Vratislav Gresko ins eigene Tor (56.).
Nur 160 Sekunden später vernaschte Barnetta Glauber und anschliessend Gekas Reinhardt - 1:3 (59.). Dann verteilte Stefan Kiessling fleissig Geschenke an die alten Kameraden, traf selbst aus sechs Metern nicht das leere Tor, sondern nur das Lattenkreuz (61.), ehe er in Minute 82 nach perfekter Vorarbeit von Sarpei endlich sein Tor machte - 1:4.
"Die Spieler bräuchten einen Knopf im Ohr, damit ich sie dirigieren kann", grollte von Heesen. "Es mag sein, dass die Mannschaft für den Abstiegskampf zu labil ist."
Gebettelt um die Gegentore
Misimovic gab zu, "dass wir in der zweiten Halbzeit richtig um Gegentore gebettelt haben". Und Dominik Reinhardt gestand: "Wer so eine Halbzeit spielt, der darf sich nicht beschweren."
Von Heesen zieht seine Jungs nun wieder, ab Donnerstag, im Trainingslager in Herzogenaurach zusammen, denn für ihn steht am Ostersamstag das "für uns entscheidende Abstiegsfinale" auf dem Plan. Bochum kommt. "Wir müssen uns in aller Ruhe auf dieses super wichtige Spiel vorbereiten und die Partie, egal wie, auf Teufel komm' raus gewinnen. Danach wissen wir, in welche Richtung es geht." Die kurzfristige Richtung hat Reinhardt schon mal formuliert: "Wir dürfen uns nicht länger auf die anderen verlassen, wir müssen endlich selbst etwas reissen."
Wohl wahr, der Club ist Tabellen-Vorletzter, punktgleich mit Schlusslicht MSV Duisburg und hat im Jahr 2008 noch kein Pflichtspiel gewonnen. Kein Wunder, dass die Fans langsam kapitulieren.
ERG/MaC
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