Vogelhasser verstümmeln Wiesenweihen
Die Greifvögel können nicht mehr fliegen und werden jetzt in einer Auffangstation versorgt.
Würzburg - Sie ist eine der seltensten und kleinsten Greifvögel Europas und streng geschützt: die Wiesenweihe. In Bayern ist die Vogelart vom Aussterben bedroht, nur noch 200 Brutpaare gibt es im ganzen Freistaat. Umso grausamer ist die Tat unbekannter Tierquäler im Landkreis Würzburg. Innerhalb kürzester Zeit haben dort Unbekannte zwei Jungtiere verstümmelt und ihnen die Flügel gestutzt, so dass sie nicht mehr fliegen konnten.
Die Tiere hatten Glück. Sie wurden gefunden und in eine Vogelauffangstation gebracht. Dort werden sie jetzt aufgepäppelt. Wären sie nicht entdeckt worden, wären sie verhungert. Denn die Tiere konnten nicht mehr fliegen. Bei den verstümmelten Vögeln handelt es sich um ein junges Weibchen und ein Männchen.
Die erste Wiesenweihe wurde an einem Feldweg gefunden. Es handelt sich um das Weibchen, dem brutal Flügel und Schwanz gestutzt wurden – vermutlich mit einer Haushalts- oder Gartenschere.
Der LBV fordert eine Polizeieinheit für Umweltkriminalität
Der zweite verstümmelte Jungvogel wurde bei Baldersheim im südlichen Landkreis Würzburg bei einer zufälligen Kontrolle entdeckt. Ihm wurde der linke und rechte Flügel ebenfalls so stark verstümmelt, dass er nicht mehr fliegen konnte. Etwa sieben bis acht Zentimeter wurden dem Männchen von beiden Flügeln abgeschnitten.
Dabei verletzte der Täter das Tier so stark, dass es immer noch blutete, als es gefunden wurde. Die Tiere werden derzeit von Ehrenamtlichen des Landesbund für Vogelschutz (LBV) gepflegt. Es ist unklar, ob sie jemals wieder fliegen können, heißt es. Ein Unfall mit einer landwirtschaftlichen Maschine kann definitiv ausgeschlossen werden. Der LBV hat die Verletzungen auf diese Möglichkeit untersuchen lassen.
Sie weisen aber eindeutig auf eine Misshandlung durch einen Menschen hin. Der LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer sprach von einer weiteren Eskalationsstufe in Sachen Umweltkriminalität, nach dem Abbrennen eines Sumpfohreulennests bei Schrobenhausen, der Ermordung zweier Luchse bei Cham (AZ berichtete) und der Vergiftung eines Uhus bei Regensburg.
Schäffer fürchtet, dass auch dieser Fall nicht aufgeklärt wird. Im „BR“ forderte er deshalb erneut, im Freistaat eine speziell geschulte Polizeieinheit gegen Umweltkriminalität einzurichten. Verena Lehner Für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, hat der LBV eine Belohnung von 1000 Euro ausgesetzt. Sollte der Täter gefasst werden, muss er sich wegen Verstoßes gegen das Bundesnaturschutz- und das Tierschutzgesetz verantworten.
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