Vodafone sperrt Läden zu – Mitarbeiter in Nürnberg protestieren

Am Mittwoch wollen Beschäftigte in Nürnberg auf die Straße gehen. Organisiert wird das von der IG Metall. Wie das Unternehmen die Schließungen begründet.
von  Rosemarie Vielreicher
In München haben Mitarbeiter und Unterstützer schon im Juni protestiert.
In München haben Mitarbeiter und Unterstützer schon im Juni protestiert. © IG Metall

Die Umsätze bei Vodafone wachsen – Stichwort: Corona. Die Pandemie trieb und treibt die Digitalisierung voran, die Menschen blieben im Homeoffice, texteten und telefonierten mehr, nutzten das Internet.

Schließung von Vodafone-Läden: IG Metall organisiert Protest in Nürnberg

Und dennoch soll der markante rote Schriftzug aus so mancher Straße verschwinden. Vodafone will das Ladengeschäft ausdünnen, wie es Ende Mai angekündigt hatte. Allerdings deutlich positiver formuliert: "Vodafone optimiert seine stationäre Vertriebsstruktur." Laut der Mitteilung soll die Zahl der Ladengeschäfte bis 2024 um sieben Prozent schrumpfen. Konkretere Zahlen legt das Unternehmen am Dienstag auf AZ-Anfrage nicht vor.

Das passt der IG Metall gar nicht. Für Mittwochmittag hat die Gewerkschaft einen Protest in der Nürnberger Altstadt organisiert. Die Ankündigung ist vielsagend überschrieben mit: "Massiver Ärger in der Altstadt". Dort ist der Laden in der Breiten Gasse betroffen. Unverständlich für die IG Metall: "Mitten in der Innenstadt, nach Corona wieder so belebt wie nie, werden Verkaufs- und Servicekapazitäten abgebaut", so die Kritik.

300 Beschäftigte von Schließung betroffen

In Deutschland wackeln laut Falko Blumenthal von IG Metall die Jobs von rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wie er der AZ weiter mitteilt, geht es in Bayern um über 70 Beschäftigte, 35 allein in München (die Geschäfte in den Pasing Arcaden, in der Sendlinger Straße 50 und am Marienplatz) sowie in Nürnberg und Erlangen. Am Marienplatz protestierten im Juni Mitarbeiter.

Der Betriebsratsvorsitzende und Sprecher der Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen bei Vodafone Süd, Elmar Etzel, sagt laut Mitteilung: "Der Abbau von Filialen ohne Strategie für die Zukunft passiert ohne Sinn und Verstand. Was die Kunden brauchen, nämlich Service und Ansprechpartner in Fleisch und Blut, wird für kurzfristige Rendite-Optimierungen geopfert."

Begründung von Vodafone: Stationärer Verkauf durch Corona geschrumpft

Wie argumentiert Vodafone? Sprecher Tobias Krzossa sagt zur AZ, dass dahinter ein "simpler Grund" stecke. Nämlich: Der stationäre Verkauf in den Innenstädten habe durch Corona abgenommen, und zwar langfristig. Es seien weniger Menschen in den Innenstädten unterwegs und viele kauften weiterhin online. Deswegen wolle man das Online-Angebot stärken. Die Konsequenz: Teilweise würden Geschäfte geschlossen. Vor allem dort, wo es ohnehin mehrere in der Nähe gibt, sprich Doppellagen. Er beruhigt: "Es ist nicht so, dass in München kein Vodafone-Shop mehr sein wird."

Ihm zufolge bekämen alle betroffenen Mitarbeiter ein Angebot für andere Bereiche im Unternehmen oder für andere Shops in der Nähe. "Hier wird sich zeigen, wer das annimmt." Konkrete Zahlen könne er deswegen nicht nennen.

In den verbleibenden Geschäften soll der Service ausgebaut werden

In der Mitteilung des Unternehmens vom Mai hieß es dazu weiter: "In Fällen, wo diese Alternative keine Option ist, strebt Vodafone in enger Absprache mit der Arbeitnehmervertretung sozialverträgliche Lösungen an."

Und was ist mit Kunden, die trotzdem lieber im Geschäft einkaufen und beraten werden wollen – nicht nur via Telefon oder Computer? In den verbleibenden Geschäften wolle man den Service ausbauen und verbessern, so der Vodafone-Sprecher.

Der stellvertretende Vorsitzende der SPD München, Anno Dietz, postete Mitte Juni zum Protest in München: "Der Rückzug ins Digitale schafft neue Barrieren für alle, die nicht 24/7 online sind oder sein können. Persönliche Beratung ist umso wichtiger, wenn, wie hier mit Kommunikationstechnologie, der Zugang zu Infrastruktur betroffen ist, die immer mehr Voraussetzung für Teilhabe ist."

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