Vier Spiele Sperre: Club-„Lama“ Pino nur gerupft – nicht geschoren
Das DFB-Sportgericht wertet die Entschuldigung bei Schweinsteiger und die vorherige Provokation des Bayern-Kapitäns als strafmildernd
NÜRNBERG Der Aufwand hat sich gelohnt. Manager Martin Bader und Club-Anwalt Christoph Schickhardt ist es dank elfseitigem Schriftverkehr gegenüber dem DFB gelungen, die zunächst im Raum stehene Sperre für „Lama“ Javier Pinola von sechs auf vier Spiele zu reduzieren.
Der Argentinier hatte letzten Sonntag Bayern-Kapitän Bastian Schweinsteiger, der ihn mit einem Ellbogencheck provoziert hatte, hinter dem Rücken von Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer bespuckt. Weshalb der DFB nun den bei strittigen Toren oder falschen Abseitsentscheidungen verpönten Fernsehbeweis bemühte.
Pinola: "Ich schäme mich"
Am Montag hatte Pinola seinen eigentlich unverzeihlichen Fehler eingeräumt, mit Schweinsteiger telefoniert und Reue gezeigt. „Ich schäme mich. Es tut mir wahnsinnig leid. Es hätte nicht passieren dürfen“, beteuerte Ekel-Pino. Das Haltbarkeitsdatum dieser Aussagen war in der gestrigen Trainingseinheit leider schon wieder abgelaufen. Nach einem verlorenen Zweikampf samt Ballverlust gegen „Küken“ Philipp Wollscheid, scheinbar Pinolas „Lieblingsfeind“ im Kader, trat der Linksverteidiger gegen den 21-jährigen Decker nach.
Die ebenso überflüssige wie hinterhältige Aktion kommentierte Trainer Dieter Hecking rund 20 Minuten später ungewohnt genervt mit bittersüßer Stimme: „Ein ganz normaler Zweikampf mit Foul von Wollscheid.“ Aha. Hecking flüchtete postwendend und pikiert in die Kabine. Bader bekam natürlich auch schnell Wind vom erneuten Ausrasters des Heißsporns: „Da gibt es keine Antwort drauf. Ich hoffe, Pino wird es nach der jetzigen Sperre endlich schaffen, seine Emotionen zu kanalisieren.“ Zweifel inklusive: „Ich kann leider auch künftig bei ihm nichts ausschließen.“
"Solche Spieler können einem aber auch enorm helfen"
Was Pinola, so kurios es klingt, wiederum so wertvoll für den Club macht. Spieler von seinem Kaliber – dazu gehören auch der Frankfurter Maik Franz, Schalkes Jermaine Jones oder Bayern-Holländer Mark van Bommel –, denen ein so genanntes Drecksau-Gen nachgesagt wird, bewegen sich immer auf einem ganz schmalen Grat. „Solche Spieler, die immer im Grenzbereich agieren“, weiß Bader, „können einem aber auch enorm helfen.“
Drei Gründe gib's für die relativ glimpfliche Strafe
Pinola nun nicht mehr bis zum letzten Heimspiel des Jahres am 18. Dezember gegen Hannover. Dass er vergleichsweise glimpflich davon gekommen ist, lag im wesentlichen an drei Punkten. Daran, dass ihm Bader und Hecking gehörig die Leviten gelesen und zu einer üppigen Geldstrafe (angeblich 20000 Euro) verdonnert hatten. Zweitens: Seine persönliche Entschuldigung bei Schweinsteiger via Telefon. Und letztlich auch die schriftliche, ellenlange Argumentationskette gegenüber dem DFB. Mit dem Hinweis: Schweinsteiger dürfe nicht das Unschuldslamm spielen, war er mit seinem Schlag in Pinolas Gesicht doch der Auslöser für dessen respektlose Reaktion. Wobei die Verbandszentrale partout keine Auskunft gibt, warum nicht auch gegen den Bayern-Kapitän ermittelt wurde...Markus Löser