Viel Prominenz bei Festspiel-Eröffnung in Bayreuth
Die 98. Richard-Wagner-Festspiele sind am Samstag mit der Oper «Tristan und Isolde» in der Regie von Christoph Marthaler eröffnet worden. Auch ohne Neuinszenierung pilgerten Dutzende Prominente aus Politik, Show-Geschäft und Wirtschaft nach Bayreuth auf den «Grünen Hügel».
An der Spitze der Ehrengäste standen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), EU-Kommissarin Androulla Vassiliou und der griechische Staatspräsident Karolos Papoulias.
Erstmals seit 1951 begrüßte nicht der langjährige Festspielleiter Wolfgang Wagner die illustre Gästeschar. Das erledigten erstmals gemeinsam seine beiden Töchter Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier, die im September 2008 die Nachfolge des fast 90-jährigen Patriarchen angetreten hatten. Die beiden Halbschwestern stellten sich kurz vor der Aufführung den zahlreichen Fotografen zum traditionellen Familienfoto.
Schauspieler und Schaulustige
Bereits 45 Minuten vor Beginn fuhren mit Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) und der Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) die ersten Ehrengäste vor. Wenig später posierte Diva Margot Werner in einem extravaganten gestreiften Kleid ausgiebig vor den Kameras. Quasi im Minutentakt folgten weitere Gäste wie Schauspieler Robert Atzorn, Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und FDP-Chef Guido Westerwelle. Ebenso wie später Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer und sein Vorgänger Günther Beckstein (beide CSU) gingen die beiden auf die zahlreichen Schaulustigen zu, schüttelten Hände und gaben Autogramme.
Zu den Stammgästen in Wagners Musentempel gehören Bundeskanzlerin Angela Merkel - diesmal im silbergrauen Kostüm mit einem bodenlangen, weit fallenden Rock und einem violetten Täschchen - und der ergraute Ex-Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP). Im Gegensatz zu den Vorjahren suchte Merkel nicht den Kontakt mit den Zaungästen. Sie schritt relativ schnell mit ihrem Mann über den roten Teppich ins Festspielhaus. Punkt 16.00 Uhr schlossen sich die Türen, und das Orchester unter der Leitung von Peter Schneider hob zum Vorspiel von «Tristan und Isolde» an. Die Inszenierung von Christoph Marthaler stammt bereits aus dem Jahr 2005. Die Titelrollen singen Robert Dean Smith und Irène Theorin.
Keine Neuinszenierung
Eine Neuinszenierung gibt es in diesem Jahr nicht. Neben «Tristan und Isolde» werden die bekannten Produktionen «Die Meistersinger von Nürnberg» in der Inszenierung von Katharina Wagner, «Der Ring des Nibelungen» in der Regie von Tankred Dorst und Stefan Herheims Deutung der Wagner-Oper «Parsifal» gespielt. Für die 30 Vorstellungen im knapp 2000 Besucher fassenden Festspielhaus hätten zehnmal so viele Karten abgesetzt werden können.
Nach der gelungenen Premiere mit den «Meistersingern» im vergangenen Jahr wird bei der Siemens Festspielnacht am 9. August «Tristan und Isolde» auf den Bayreuther Volksfestplatz übertragen. Parallel zum kostenlosen Public Viewing können Wagnerianer die Aufführung live via Internet genießen.
Eine Premiere gab es bereits wenige Stunden vor der Festspieleröffnung. Mit dem Projekt «Wagner für Kinder» wollen die beiden neuen Festspielleiterinnen ein ganz junges Publikum unbeschwert und unverkrampft an die Opern ihres Urgroßvaters Richard Wagner und seine Festspiele heranführen. Das Projekt soll zu einer Dauereinrichtung werden. Jedes Jahr soll ein anderes Stück kindgerecht bearbeitet werden. (dpa)