Verzweifelter Kampf gegen Horror-Raupen

Eichenprozessions- spinner werden in Franken zur Qual. Viele Menschen leiden an Allergien
von  Abendzeitung

Eichenprozessions- spinner werden in Franken zur Qual. Viele Menschen leiden an Allergien

KITZINGEN Die Invasion der Horror-Armee ist durch nichts zu stoppen! Abermillionen kleiner Raupen des Eichenprozessionsspinners machen den Menschen in Unterfranken seit Jahren das Leben zur Qual. Doch so schlimm wie heuer war es noch nie.

Die Ärzte in Schwarzach am Main können sich über mangelnden Zuspruch nicht beklagen. Täglich erscheinen Dutzende Patienten, klagen über Jucken und Hautreizungen, Schluckbeschwerden, Atemnot und Panik-Attacken. Viele leiden an Allergien.

Josef Hartmann, Besitzer einer Gärtnerei im Schwarzacher Ortsteil Düllstadt, hat Pech. Sein Betrieb wird nur durch eine kleine Straße von einem Eichenhain getrennt, der von den gefräßigen Raupen heimgesucht wird. Deren winzige, mit Widerhaken besetzten Haare sind es, die die halbe Belegschaft des Gärtnermeisters außer Gefecht gesetzt hat. „Jeder leidet mehr oder weniger stark an irgendwelchen Beschwerden“, macht Josef Hartmann Bestandsaufnahme. Er selbst kann an seinem Körper etliche, Euromünzen große Abszesse vorweisen.

Pech hat aber auch der Kindergarten. Er liegt zwar nicht direkt am Eichenwald, aber genau in der windabhängigen Einflugschneise der nahezu unsichtbaren Raupen-Haare. Alle Kinder leiden unter dem Beschuss, eines ganz besonders. Bei ihm lösten die Haare schwere Asthma-Anfälle aus.

"Es wird jedes Jahr größer und wir sitzen mittendrin"

Bürgermeister Lothar Nagel beschreibt das Ausmaß der Invasion: „Vor fünf, sechs Jahren traten die Raupen erstmals vereinzelt bei uns in Unterfranken auf. Inzwischen reicht das befallene Gebiet von Volkach bis in den Spessart. Es wird jedes Jahr größer und wir sitzen mittendrin.“

Der Kampf gegen die unheimlichen Krabbeltiere wurde schon auf vielfache Weise geführt. Sogar ein Hubschrauber, der das Insektizid Dimilin versprühte, war unterwegs. „Wir haben auch punktuell die besonders befallenen Stellen bekämpft. Völlig ohne Wirkung“, berichtet Nagel über den schier aussichtslosen Kampf. Dazu gehört auch, das bereits ganze Eichenbaumreihen gefällt wurden. Die Ausbreitung der Raupen konnte dadurch nicht eingedämmt werden.

Bürgermeister Nagel denkt darüber nach, ob nicht der Einsatz einer wirkungsvollen Chemiekeule gerechtfertigt wäre: „Es gibt ein Mittel, das helfen würde. Wir bräuchten dafür aber eine Sondergenehmigung, denn es schadet auch anderen Tieren.“Helmut Reister

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