Verzögerte Corona-Tests in Bayern: Rotes Kreuz ist sauer
München - Es war nahezu eine Nacht-und-Nebel-Aktion: Binnen eines Tages, so schildert es das Bayerische Rote Kreuz (BRK), habe die Staatsregierung die Hilfsorganisationen damit beauftragt, fünf Corona-Teststationen – an drei Rastanlagen an der A 3, A 8 und A 93 sowie an den Hauptbahnhöfen München und Nürnberg – aus dem Boden zu stampfen. Auch an den Flughäfen waren Hilfsorganisationen im Einsatz.
Corona-Panne nichts mit Rotem Kreuz zu tun
Nachdem nun bekannt geworden ist, dass laut Gesundheitsministerium 44.000 Befunde bis Mittwoch noch nicht übermittelt waren, davon wohl mehr als 900 positive Testungen will das BRK klarstellen, dass diese Panne nichts mit ihnen zu tun hat. Man weise Andeutungen zurück, die darauf schließen lassen, dass die Hilfsorganisationen eine Schuld oder Teilschuld an dieser Problematik haben, heißt es in einer Mitteilung.
Pressesprecher Sohrab Taheri-Sohi formulierte es deutlicher: "Für uns ist das der Super-Gau“, sagte er der AZ. Über die Kommunikation von Ministerium und dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) sei man "sehr enttäuscht“ – dies zeigten auch viele verärgerte Reaktionen der Ehrenamtler, die sich bei teils tropischen Temperaturen an Autobahnen gestellt hätten und deren Einsatz nun geschmälert werde.
Ehrenamtliche hätten professionell gearbeitet
Andreas Zapf, Präsident des LGL, hatte zuvor erklärt, dass der Hauptgrund für die Panne im Fehlen eines digitalen Systems zur Eingabe der Daten liege und angedeutet, dass die Hilfsorganisationen mit der Zettel-Flut überfordert gewesen seien oder gar zu viel getestet hätten. Wolfgang Obermair, Landesgeschäftsführer des BRK, stellte nun klar: Die Test-Kapazitäten seien auf bis zu 200.000 ausgelegt gewesen, insgesamt sind laut Gesundheitsministerium rund 87.000 Tests durchgeführt worden. Zu Verzögerungen kam es aber vor allem an Bahnhöfen und Raststätten.
Die Ehrenamtlichen hätten die Testungen professionell und mit hohem Engagement durchgeführt. "Nicht das Ehrenamt hat versagt, sondern die nachgelagerten Institutionen“, so Obermair. Nun sei aber der Eindruck entstanden, als wolle man die Last für die Panne auf vielen Schultern verteilen. "Aber unsere Schultern stehen dafür nicht zur Verfügung.“
Das BRK stellte zudem klar, dass das LGL nicht in der Lage gewesen sei, ein digitales Erfassungssystem in der Kürze der Zeit zur Verfügung zu stellen, sodass die Daten händisch erfasst werden mussten. Die entsprechenden Formulare habe man vom LGL erhalten.
Am Donnerstag gingen mit den Bahnhöfen München und Nürnberg die letzten Teststationen in die Hände von privaten Betreibern über. Damit soll die Datenübertragung an allen Stellen digitalisiert und so der Prozess beschleunigt werden.
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