Veruntreuung? - Staatsanwalt ermittelt gegen Bürgermeisterin

Ansbach - Erst war es nur Kopfschütteln, dann regte sich Unmut im Gemeinderat und in der Bevölkerung - und jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Bürgermeisterin Sandra Bonnemeier aus dem beschaulichen Leutershausen (Landkreis Ansbach).
Bei der letzten Kommunalwahl vor knapp zwei Jahren ergatterte die Frau aus Nordrhein-Westfalen mit überwältigender Mehrheit (zwei Dritteln) den Bürgermeister-Job, den in Leutershausen sonst keiner wollte. Per Zeitungsanzeige war man sogar auf der Suche. Für die Neubürgerin, die gleich im Chefsessel des Städtchens Platz nahm, dürfte nach mehreren fehlgeschlagenen Kandidaturen in anderen Gemeinden ein Traum in Erfüllung gegangen sein.
Für viele Bewohner und Mandatsträger in Leutershausen ist sie mittlerweile zu einem Albtraum geworden. Zum Ausdruck kommt dies in einer Beschwerde an die Kommunalaufsicht des Landratsamts, das von fast der Hälfte aller Gemeinderatsmitglieder unterschrieben wurde. Noch ist die Kommunalaufsicht zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen, weil noch etliche Fragen genauer geklärt werden müssen oder nicht beantwortet wurden.
Eine Stele für 20.000 Euro - ohne Genehmigung
Die vom Gemeinderat eingereichte Beschwerdeliste ist einem Sprecher des Landratsamtes Ansbach zufolge beachtlich: Beschäftigung eines externen Dienstleisters, verschiedene Beschaffungsvorgänge, Nichtbehandlung von Anträgen und Anfragen sowie Äußerungen von ihr im städtischen Mitteilungsblatt und auf einem Blog. Im Kern geht es ums Geld.
Bürgermeisterin Sandra Bronnemeier soll ihre Kompetenzen überschritten und kostspielige Ausgaben ohne Zustimmung oder Beauftragung des Gemeinderats gemacht haben.
Zu den kritisierten Punkten gehört zum Beispiel eine Stele, die 20.000 Euro gekostet und im Auftrag der Bürgermeisterin vor dem Rathaus aufgestellt wurde - ohne Genehmigung. Das Landratsamt ließ sie wieder entfernen.
Strafanzeige wegen möglicher Veruntreuung
Einige Pfunde schwerer als das Beschwerdeverfahren beim Landratsamt wiegt eine Strafanzeige wegen möglicher Veruntreuung von städtischen Haushaltsmitteln, die bei der Staatsanwaltschaft eingegangen ist. Darin wird auch die Bezahlung eines externen, wiederum von der Bürgermeisterin im Alleingang engagierten IT-Beraters aufgeführt. Zufall dürfte es bei der Verpflichtung keiner sein, dass es sich bei ihm um einen Bekannten der Bürgermeisterin handeln soll.
Wie aus politischen Kreisen Leutershausens verlautet, soll er mindestens 40 000 Euro kassiert haben. Insgesamt soll die Summe der fragwürdigen, von der Bürgermeisterin abgesegneten Ausgaben den sechsstelligen Bereich erreicht haben.
Die Staatsanwaltschaft in Ansbach nimmt die Vorwürfe ernst. Wie Oberstaatsanwalt Michael Schrotberger auf AZ-Anfrage bestätigt, wurde inzwischen auch ein Ermittlungsverfahren gegen sie eingeleitet.
Bonnemeier befindet sich im Urlaub und war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.