Verunglückte Wintersportler: Auch Opfer aus Bayern

Unter den bei einem Lawinenabgang in Russland verunglückten Skisportlern befinden sich auch Reisende aus Bayern. Das teilte der Reiseveranstalter Flory Kern aus dem baden-württembergischen Schonach am Samstag mit. Acht Personen konnten sich selbst retten, darunter sechs Deutsche.
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Ein Paradies für Extremsportler: Am Wochenende starben sechs deutsche auf Kamtschatka.
dpa Ein Paradies für Extremsportler: Am Wochenende starben sechs deutsche auf Kamtschatka.

MOSKAU - Unter den bei einem Lawinenabgang in Russland verunglückten Skisportlern befinden sich auch Reisende aus Bayern. Das teilte der Reiseveranstalter Flory Kern aus dem baden-württembergischen Schonach am Samstag mit. Acht Personen konnten sich selbst retten, darunter sechs Deutsche.

Um 16.15 Uhr Ortszeit begann für die Abenteuer-Touristen der Alptraum: Inmitten der malerischen Landschaft, umgeben von Gletschern und Geysiren waren die Wintersportler mit einem Mi-8-Hubschrauber auf den Dukum-Pass geflogen worden, etwa 70 Kilometer südwestlich der Stadt Jelisowo. Von hier wollten sie sich auf Skiern und Snowboards die steilen Hänge hinabstürzen. „Heliskiing“ nennen das die Abenteurer. Doch das spektakuläre Vergnügen wurde zum Alptraum.

Plötzlich geht eine Lawine ab, vermutlich vom Helikopter ausgelöst. Fünf deutschen Touristen und fünf Russen, darunter Besatzungsmitglieder, starben. Sechs weitere Deutsche, ein Belgier und ein anderer Passagier brachten sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit.

Die Opfer wurden unter 10 bis 15 Meter hohen Schneemassen begraben. Schon bald begannen Helfer mit der Rettungsaktion und suchten das unwegsame Gelände ab. Der Funkkontakt zu dem Hubschrauber war abgebrochen. Die Suche zog sich über Stunden hin: Die Unglücksstelle ist schwer zu erreichen, rasch brach die Nacht herein und es herrschten Temperaturen um minus 20 Grad.

Es sei sofort ein Expertenteam zur Unfallstelle entsandt worden, um die Rettungsmaßnahmen zu koordinieren und professionelle medizinische Erstversorgung sicher zu stellen. Für Angehörige wurde eine Hotline unter 0800 999 24 24 eingerichtet.

Neun Vermisste Personen - Die Suche geht weiter

Wie Interfax und die Agentur Itar-Tass unter Berufung auf das Zivilschutzministerium meldeten, starben zehn Menschen der 18-köpfigen Gruppe. Es würden noch neun Personen vermisst, darunter fünf Deutsche, teilte er am Nachmittag mit. Auch das Auswärtige Amt hatte noch „keine gesicherten Erkenntnisse über die genaue Anzahl von deutschen Staatsangehörigen an Bord und etwaige deutsche Opfer. Das Unglück ereignete sich während einer Heliski-Tour auf der Halbinsel Kamtschatka.

Organisiert hatte den Ausflug der baden-württembergische Veranstalter Flory Kern aus Schonach. Kern, der sich sofort auf den Weg nach Russland machte, sei tief betroffen, teilte sein Unternehmen mit. Ob auch die Opfer aus dem Südwesten stammen, war noch unklar.

Das unwegsame Kamtschatka ist wegen seiner malerischen Landschaft mit Vulkanen, Gletschern und Seen auch bei Ausländern sehr beliebt. Da die Landschaft äußerst gebirgig ist, und es kaum Straßen gibt, sind Hubschrauber oft das einzige Verkehrsmittel auf der Halbinsel.

Ob der Lärm der Rotorblätter schuld war oder der Krach des Hubschraubers oder vielleicht eine zu harte Landung? – Dass Hubschrauber Lawinen auslösen, wundert Eingeweihte nicht. „Das ist ein bekanntes Phänomen“, berichtete ein Experte der bayerischen Polizei-Hubschrauberstaffel der Nachrichtenagentur dpa. „Vor allem durch die Vibrationen, die von dem Lärm des Hubschraubers ausgehen, passiert das häufiger.“

Beliebtes Ziel bei wohlhabenden Touristen

      Kamtschatka gilt bei wohlhabenden Touristen als Geheimtipp für Abenteuerreisen. Außer Ski- und Snowboard-Fahrern kommen auch Naturfans und Angler auf ihre Kosten – in den zahlreichen Flüssen tummeln sich Lachse, tausende Bären bevölkern das erdbebengefährdete Gebiet. Straßen gibt es in diesem abgeschiedenen Teil der Welt in der Nähe zu Japan kaum. Auch deshalb sind Hubschrauber auf der Halbinsel ein übliches Verkehrsmittel. Hinzu kommt: Kamtschatka ist erst seit 1990 für den Tourismus freigegeben – zu Sowjetzeiten war die Halbinsel militärisches Sperrgebiet.      

Die Umweltstiftung WWF kritisiert diesen zunehmenden Tourismus in der abgelegenen Region. Die Vulkan-Region ist Welterbe der UNESCO. An den Hubschrauberlandeplätzen und wilden Camps häufe sich der Müll, der hohe Dieselverbrauch der Maschinen belaste die Luft mit Giftstoffen. Der Motorenlärm schließlich störe die Tausenden Bären auf Kamtschatka während ihres Winterschlafs. Auch die Gewinnung von Erdöl, Kohle, Gas und die Ausbeutung der Natur durch Wilderei, Abholzung und Tagebau bedrohen nach Ansicht des WWF die einzigartige Ökoregion der Halbinsel.

(dpa/ddp)

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