Versunken im Schulden-Sumpf: Club-Vize Schneider wirft hin
Der Malermeister (59) steht vor dem privaten und geschäftlichen Bankrott. Sein Amt beim FCN ruht. Die CSU drängt auf den Verzicht seines Mandats
NÜRNBERG Auf der Homepage seiner Firma hat Club-Vize Siegfried Schneider die Zeichen der Zeit schon länger erkannt: „Jetzt Farbe bekennen“, steht auf der Startseite der „Leo Schneider KG“. In der Realität ist es dafür zu spät! Der gesellige Malermeister aus Langwasser, bei allen nur „Siggi“ genannt, ist ruiniert – geschäftlich und privat.
Gleich drei Strafbefehle laufen derzeit gegen den 59-Jährigen. Seine Firma muss Insolvenzantrag wegen Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit stellen. Beim Club lässt er, „um den 1. FCN nicht in die öffentliche Diskussion hineinzuziehen“, sein Amt ruhen. Und auch den Stadtratsposten, für den der CSU-Mann eigentlich als Nachrücker vorgesehen war, kann sich Schneider nun abschminken. Ein Bankrott auf ganzer Linie.
Woy: "Wir waren mit seiner Arbeit absolut zufrieden"
Club-Vize Ralf Woy, als Ex-Banker ein Experte in Geldangelegenheiten, ist bestürzt über Schneiders tiefen Fall. „Es ist seine Privatsache. Wir mussten nur schnell eine Lösung finden, um den Verein nicht zu schädigen.“ Laut Woy wird Fanbeauftragter Jürgen Bergmann mit Unterstützung von Woy, Manager Martin Bader, Präsident Franz Schäfer und Vize Lothar Schmauß die Aufgaben Schneiders übernehmen. „Mit dem operativen Geschäft hatte Schneider ohnehin nichts zu tun“, so Woy. Und: „Wir waren mit seiner Arbeit absolut zufrieden. Schneider hat 80 Veranstaltungen im Jahr besucht und nicht mal die Fahrtkosten abgerechnet.“ Woy hofft auf eine Rückkehr, weiß aber: „In einem Jahr greifen unsere neuen Strukturen.“ Schneiders Comeback dürfte ausbleiben.
Wohl auch in der CSU. Intern hat Schneider auf sanften Druck der Parteispitze offenbar bereits signalisiert, auf sein künftiges Amt als Stadtrat zu verzichten. Nachrücker des Nachrückers Schneider wäre dann Ex-Stadtrat Jürgen Helmbrechts.
Auch privat steht Schneider tief in der Kreide
Was allerdings neben dem Ämter-Verlust für Schneider viel schwerer wiegen dürfte, ist die desaströse Lage seiner Finanzen. Auslöser waren nicht gezahlte Löhne an seine Angestellten, deren Anwalt nach mehreren Vollstreckungsversuchen nun eine Erzwingungshaft gegen Schneider beim Amtsgericht beantragte (AZ berichtete). Rund 10.000 Euro schuldet Schneider zwei Mitarbeitern.
Geradezu ein Klacks im Vergleich zu dem Schulden-Sumpf, in dem der Club-Vize a.D. insgesamt steckt. Nach AZ-Informationen belaufen sich allein die Verbindlichkeiten seiner Firma auf über 400.000 Euro. Seine Privat-Schulden sind noch höher – und jederzeit vollstreckbar.
Auch seine Hauptgesellschafterin Claudia di Mira, die 80 Prozent der Anteile hält, den Rest hat Schneider Ehefrau Edeltraud, ist fassungslos: „Ich habe keine Nachricht von ihm erhalten!“ Eigentlich war die Anwältin angetreten, um die Firma zu retten. Aber auch sie wurde getäuscht.
"Es hätte nie so weit kommen müssen"
Als di Mira Anfang 2009 offiziell einstieg, bestand zwar schon ein erheblicher Schuldenstand. „Aber die Auftragslage war gut“, so di Mira. Außerdem legte Schneider Kalkulationen vor, wie der Betrieb aus den roten Zahlen kommen könnte. „Aber diese Kalkulationen waren falsch“, so di Mira. Dazu tauchten immer neue Forderungen auf. So liegt allein aus dem Jahr 2005 noch eine Urkunde über allein 187.000 Euro beim zuständigen Gerichtsvollzieher.
Zudem griff Schneider wohl in die Betriebskasse, um private Außenstände zu begleichen. „Ich habe ihm gesagt, dass ich für seine Privatschulden kein Geld aus der Firma ziehen kann“, erklärt di Mira. Nur, Schneider war unbelehrbar, gönnte sich gegen den Rat befreundeter Experten zuletzt einen edlen VW-Touareg. Und zeigte sich auch in Geschäftsdingen beratungsresistent, lehnte den Vorschlag einer geregelten Insolvenz ab.
Für di Mira ist das Kapitel Schneider mit dem Insolvenzantrag nun erledigt. Ihre Anteile hätte sie ihrem Mandanten für „einen Euro“ gerne zurückverkauft. Aber Schneider wollte nicht. Nur die aktuell noch zehn Angestellten bedauert sie. Denn: „Es hätte nie soweit kommen müssen.“ KK/ERG
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