Verseuchte Eier bei Aldi, Lidl, Rewe & Penny: Was Sie jetzt wissen müssen

Im Skandal um Millionen Eier, die mit dem Insektenvernichtungsmittel Fipronil belastet sind, hat die EU-Kommission gestern versucht, zu beschwichtigen. "Die Höfe sind identifiziert, die Eier geblockt, verseuchte Eier sind vom Markt genommen und die Situation ist unter Kontrolle", hieß es. Eine weitere Sprecherin der Behörde sicherte zu: "Sie können also unbeschadet Eier essen, hoffentlich."
Die Beschwichtigung kommt zeitgleich mit immer mehr Meldungen von Eier-Funden auch in deutschen Bundesländern. Mittlerweile sind mehr als die Hälfte betroffen. Auch Bayern.
Bayerns Behörden prüfen weiter, in welchem Umfang verseuchte Eier aus den Niederlanden in den Handel gekommen sind. Bei den möglichen Lieferungen von Fipronil-Eiern sind laut Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit die Printnummern
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betroffen. Als Auslöser der Fipronil-Verseuchung gilt das Desinfektionsmittel Dega-16, mit dem Blutläuse bei Geflügel bekämpft werden sollen. Darin wurde Fipronil beigemischt, das in der Geflügelzucht nicht verwendet werden darf.
In den Niederlanden wurde Fipronil in Eiern von diversen Geflügelbetrieben nachgewiesen. Auch fünf niedersächsische Legehennenhalter stehen unter Verdacht, Ställe mit dem Anti-Läusemittel Dega-16 desinfiziert zu haben. Zu den Ermittlungen gegen das flämische Unternehmen, das als Verursacher verdächtigt wird, machte die Staatsanwaltschaft gestern keine Angaben.
Unklar ist, ob auch Lebensmittel belastet sein könnten, in denen Eiern verarbeitet wurden. Die niederländischen Behörden kontrollieren bereits Produkte wie Pasta oder Kuchen. Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer (Grüne) betonte: "Bei diesem toxischen Stoff gilt die Nulltoleranz. Er hat in Lebensmitteln nichts zu suchen."
Aldi Nord, Aldi Süd und Lidl nahmen die Eier von Höfen unter Fipronil-Verdacht aus den Regalen. Einen Verkaufsstopp für alle niederländischen Eiern verhängten Rewe und Penny. Der Verband der niederländischen Geflügelzüchter kritisierte den radikalen Schritt. "Alle niederländischen Eier, die nun in den Handel kommen, sind garantiert frei von Fipronil", sagte der Vorsitzende des Verbandes, Eric Hubers.
Fünf Fragen zu Fipronil: Wie gefährlich ist das Insektizid für Menschen?
Verbraucher sollten betroffene Eier vorsichtshalber entsorgen oder zum Händler zurückbringen. Fünf Fragen zur Gesundheitsbelastung durch das Insektizid:
Ist Fipronil gefährlich? Wie genau Fipronil auf Menschen wirkt, ist nicht bekannt. In Tierexperimenten mit Ratten schädigte der Stoff das Nervensystem und die Leber, erklärt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Es ist nach derzeitigem Kenntnisstand weder erbgutschädigend noch krebserregend.
Wie wird berechnet, wie viel Fipronil eventuell schädlich ist? Auf Grundlage von Tierexperimenten wurde im Rahmen der EU-Wirkstoffprüfung für Pflanzenschutzmittel eine Referenzdosis berechnet. Sie gibt die Menge eines Stoffs pro Kilo Körpergewicht an, die man innerhalb von 24 Stunden ohne erkennbares Risiko verzehren kann. Die errechnete Dosis liegt bei 0,009 Milligramm Fipronil pro Kilo Körpergewicht.
Wie viele belastete Eier müsste ein Erwachsener essen, um die Dosis zu überschreiten? In belgischen Eiern wurden bisher die höchsten Werte gemessen: 1,2 Milligramm pro Kilo Ei.
Legt man diesen Wert zugrunde, kann ein Erwachsener mit 65 Kilo Körpergewicht sieben Eier innerhalb von 24 Stunden essen, ohne den Wert zu überschreiten.
Sind Kinder mehr gefährdet? Für Kinder gilt derselbe Richtwert. Sie müssen aufgrund ihres geringeren Körpergewichts aber deutlich weniger Eier essen, um die Dosis zu erreichen. Die BfR gibt ein Rechenbeispiel: Bei einem Kind mit einem Gewicht von 16 Kilo wären es 1,7 Eier mit der höchsten Fipronil-Belastung innerhalb von 24 Stunden.
Enthalten auch Lebensmittel, in denen betroffene Eier verarbeitet wurden, das Insektizid? Laut BfR wird Fipronil nicht abgebaut, wenn die Eier gekocht oder gebacken werden.
Das BfR nimmt daher an, dass Lebensmittel, in denen belastete Eier stecken, genauso viel Fipronil enthalten wie die verarbeiteten Eier selbst.
Lesen Sie hier: Fipronil-Skandal: Aldi nimmt sämtliche Eier aus dem Verkauf