Vermeintliches Entführungsopfer tot aufgefunden

Seit Sonntagabend fahndeten bayerische und baden-württembergische Polizisten mit einem Großaufgebot nach zwei mutmaßlichen Entführern und ihrem Opfer. Heute Mittag wurde das angebliche Opfer, ein 48-jähriger Elektriker aus dem Landkreis Dillingen, in einem Waldgebiet bei Dischingen entdeckt - tot. Noch ist nicht sicher, ob sich der Mann selbst erschoss oder getötet wurde.
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Unzählige Streifenwagen aus Schwaben und Baden-Württemberg sowie zwei Hubschrauber suchten nach dem 48-jährigen vermissten Mann, der behauptet hatte, er sei entführt worden.
ap Unzählige Streifenwagen aus Schwaben und Baden-Württemberg sowie zwei Hubschrauber suchten nach dem 48-jährigen vermissten Mann, der behauptet hatte, er sei entführt worden.

DILLINGEN - Seit Sonntagabend fahndeten bayerische und baden-württembergische Polizisten mit einem Großaufgebot nach zwei mutmaßlichen Entführern und ihrem Opfer. Heute Mittag wurde das angebliche Opfer, ein 48-jähriger Elektriker aus dem Landkreis Dillingen, in einem Waldgebiet bei Dischingen entdeckt - tot. Noch ist nicht sicher, ob sich der Mann selbst erschoss oder getötet wurde.

Die mutmaßliche Entführung beschäftigte seit Sonntagabend dutzende Polizisten. Ein 48-jähriger Mann aus dem Landkreis Dillingen hatte sich über Notruf gemeldet und behauptet, er werde gerade im Kofferraum seines Wagens entführt. Unmittelbar danach brach der Kontakt ab. Am Montag, um 12.15 Uhr, wurde der Mann tot aufgefunden. Gerhard D., ein Sportschütze, lag erschossen unweit seines Ford Mondeo in einem Waldstück bei Eglingen im Grenzgebiet zu Baden-Württemberg. Nach der derzeitigen Spurenlage hält es die Polizei für wahrscheinlicher, dass sich der Mann selbst getötet hat.

Der Notruf ging um 18.24 Uhr bei der Polizei in Augsburg ein: In kurzen Sätzen berichtete der Anrufer, er habe einen Anhalter mitgenommen, der ihm plötzlich ein Messer an die Kehle gehalten hätte. Ein zweiter Mann sei dazu gekommen, die beiden hätten ihn in den Kofferraum seines Autos gesperrt, von wo aus er jetzt anrufe. Danach brach die Leitung zusammen.

Nur sechs Minuten später hörte ein Jäger in der Gegend, aus der der Notruf gekommen war, im Wald einen Schuss. Unzählige Polizeistreifen in beiden Bundesländern machten sich in der Grenzregion zwischen den beiden Bundesländern auf die Suche nach dem dunkelgrünem Ford mit Dillinger Kennzeichen. Auch zwei Polizeihubschrauber wurden eingesetzt, sie mussten die Suche aber wegen des starken Nebels bald abbrechen. Spezialisten des Landeskriminalamtes versuchten das Handy des Entführten erneut zu orten, was aber nicht gelang. Die Suche musste erfolglos abgebrochen werden.

Gerhard D., der in einer Fassadenbaufirma in Dingolfing als Elektriker im Presswerk für Aluminiumprofile arbeitete, war in seiner Freizeit Sportschütze. Er besaß ein Jagdgewehr und eine Schrotflinte. Unmittelbar bevor er verschwand, war er am Sonntagnachmittag in der Schießanlage Amerdingen gewesen – wie jeden Sonntagnachmittag. Der 1. Schützenmeister Jakob Pollithy zur AZ: „Wir haben einen laufenden Keiler als Pappscheibe, auf den hat er immer gern 3, 4 Runden geschossen.“ Anschließend gönnte sich der unauffällige, freundliche Gerhard D. jedes Mal eine Zigarre, ein Stück Kuchen und ein Bier.

Am Sonntagnachmittag soll er am Stammtisch abwesend gewirkt haben. So habe er auf Fragen eines anderen Vereinsmitglieds völlig zusammenhanglos geantwortet. Gerhard D. saß noch eine Weile mit den anderen zusammen, dann wollte der Junggeselle, der bei seiner Mutter wohnte, wieder nach Hause fahren. Üblicherweise verstaute er seine Waffen im Kofferraum seines Wagen. Kurz nachdem er von der Schießanlage weggefahren war, ging der Notruf bei der Polizei ein – das letzte Lebenszeichen von Gerhard D.

Der 48-Jährige wurde unweit seines Autos gefunden. Er hatte eine Schussverletzung im Oberkörper. Sein Jagdgewehr lag in unmittelbarer Nähe. Walter Beck, Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Nord: "Nach der gegenwärtigen Spurenlage ist wohl eher von einem Suizid auszugehen."

Nina Job

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