Verlobter trauerte, ist nun tatverdächtig: Trauert ein Mörder?

Nürnberg - Die Hochzeit mit ihrem langjährigen Freund (40) sollte der schönste Tag in ihrem Leben werden. Doch drei Tage, bevor Nadine (32) mit ihm in der Dorfkirche von Brunn (Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim) vor den Traualtar treten wollte, war sie tot – ermordet von dem Mann, den sie liebte, wie die Staatsanwaltschaft glaubt.
Am Dienstag beginnt vor dem Nürnberger Schwurgericht der Mordprozess gegen ihn.
Zitternd, sichtlich aufgewühlt, mit Tränen in den Augen kam Roland E. (40) im Juni vergangenen Jahres zur Polizei. „Meine Verlobte ist verschwunden. Als ich früh aufgewacht bin, war sie weg“, berichtete der um Fassung ringende Wirt einer Dorfkneipe.
Die Polizei begann sofort mit einer groß angelegten Suche.
Auch Roland E. wollte nichts unversucht lassen und bat auf Facebook mit einem selbst angefertigten Fahndungsplakat um Mithilfe.
Zunächst wurde das Auto von Nadine ein paar Kilometer von ihrem Wohnort entfernt auf einem Feldweg neben einem kleinen Fluss gefunden. Die Türen des Wagens waren unversperrt, ein Strumpfband und Unterwäsche, die sie bei ihrer Hochzeit tragen wollte, lagen in der Nähe. Kein gutes Omen.
Die schlimmen Befürchtungen wurden bald zur Gewissheit, als ein Suchtrupp die nackte Leiche der jungen Frau im Flussbett fand. Der Gerichtsmediziner stellte fest, dass sie erwürgt worden war.
Für Roland E. schien eine Welt zusammen zu brechen. Alle im Dorf hatten Mitleid mit ihm, vor allem auch für die kleine Tochter (3) der beiden.
Besonders bewegend war die Trauerfeier bei Nadines Beerdigung. Roland E. küsste zum Abschied den blumengeschmückten Sarg und hob auch seine kleine Tochter in die Höhe, damit sie mit ihren Lippen den Sarg berühren konnte.
Eine Woche später stand fest, dass der trauernde Mann allem Anschein nach nur eine makabere Show abgezogen hatte: Unter Mordverdacht wurde er verhaftet.
„Wir sind davon überzeugt, dass er der Täter ist“, sagte die Sprecherin der Nürnberger Staatsanwaltschaft.
Mit den Beweisen konfrontiert, legte Roland E. zunächst auch ein wackeliges Geständnis ab. Kurz darauf widerrief er es und brachte mehrere vermummte Männer ins Spiel, die Nadine entführt und umgebracht hätten.
Diese Aussage ist nach Ansicht der Staatsanwaltschaft ein Märchen: Finanzielle Probleme und Angst, die Ehe könnte ihn überfordern, seien das Motiv für den Mord gewesen.
Für den Prozess sind sieben Verhandlungstage abgesetzt. Viele aus dem Dorf wollen die Verhandlung mitverfolgen. Sie sind auf Roland E. nicht gut zu sprechen. „Die Show, die er abgezogen hat, war eine ganz miese Nummer. So sehen das alle hier“, sagt ein Nachbar.