Verletzter Höhlenforscher: Retter bringen ihm ein Telefon

Der Rückweg ans Tageslicht ist neun Kilometer lang. Der Verunglückte, der größtenteils auf eine Trage geschnallt sein wird, soll bald telefonieren können.
Nina Job |
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Der Rückweg ans Tageslicht ist neun Kilometer lang. Der Verunglückte, der größtenteils auf eine flexible Trage geschnallt sein wird, soll bald telefonieren können.

Berchtesgaden -
Sechs Tage, nachdem der Höhlenforscher Johann Westhauser (52) aus Baden-Württemberg im Riesending in 1000 Metern Tiefe verunglückt ist, sollte am Freitag sein strapaziöser Transport in Richtung Tageslicht beginnen. Neun Kilometer im Inneren des lebensfeindlichen, glitschigen und vier Grad kalten Bergmassivs stehen dem Schwerverletzten und seinen Rettern bevor.

Derzeit ist ein technisches Team der Höhlenretter dabei, ein Telefonkabel bis hinunter zu Johann Westhauser zu legen. Dann könnten die Einsatzleiter über Tage direkt mit dem Verletzten sprechen. Bislang war Telefonieren nur bis in eine Tiefe von etwa 400 Metern möglich. Mit Helfern, die noch tiefer im Berg unterwegs sind, wurde zuletzt per SMS über das Langwellen-System Cave-Link kommuniziert.

Die Höhlenretter haben Johann Westhauser, der durch Steinschlag ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten hat, starke Medikamente gegeben. Der Patient soll bei Bewusstsein bleiben, da es Passagen gibt, wo Johann Westhauser nach Möglichkeit aktiv mithelfen und aufstehen oder ein paar Schritte gehen soll.

Sein Zustand sei „nach wie vor stabil“, hieß es am Freitag. Den Großteil des Weges wird Johann Westhauser festgeschnallt auf der einer flexiblen Spezialtrage transportiert werden. Die Höhlenretter wollen versuchen, ihn in den bis zu 180 Meter senkrechten Schächten mit einer Seilwinde nach oben zu ziehen.

Dass der Verletzte im Riesending operiert wird, sei nicht geplant, sagte Stefan Schneider, Chef der Bergwacht. „Bei diesem Verletzungsmuster sind Schwellungen zu erwarten. Aber wir sind heute in einem Bereich, in dem nicht mehr mit Schwellungen zu rechnen ist“, sagte er weiter. Für den Fall der Fälle, dass Westhausers Schädeldecke geöffnet werden müsse, liege ein medizinischer Bohrer am Höhleneingang bereit.

Die Ärzte und Retter, die Johann Westhauser in 1000 Metern Tiefe versorgen, wechseln sich ab. Am Freitag war ein Arzt aus München auf dem Weg zu ihm, um einen Kollegen abzulösen. Außerdem sind 15 italienische Höhlenretter eingefahren, wie es in der Sprache der Bergleute heißt. Schweizer Experten halten sich auf Abruf.

„Wir haben immer wieder Zeiten, Stunden ohne Meldung“, sagte der Chef der Bergwacht Bayern, Stefan Schneider. Darum sei auch nicht klar, wann genau der schwierige Transport des Verletzten ans Tageslicht beginne. „Wir erwarten stündlich genau so gespannt wie Sie die Meldung des Beginns des Transportes.“

Dicke Regenwolken und Nebel verzögerten in der Nacht zum Freitag und auch tagsüber den Transport von neuem Material, das die Helfer in der Höhle benötigen. Da in den vergangenen Tagen mehrere Dutzend Menschen im Riesending unterwegs waren, um Passagen zu sichern, verschleißen die Seile schneller und müssen ausgetauscht werden.

Bei schlechter Sicht können die Hubschrauber nicht landen. Hält das schlechte Wetter an, will die Einsatzleitung Maultiere mit Material auf den Berg schicken.

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