Interview

Verkauf des Deutschlandtickets startet: So könnte das Abo statt 49 Euro nur 34,30 Euro kosten

Zum Verkaufsstart des Deutschlandtickets am Montag spricht Bayerns Minister für Verkehr, Christian Bernreiter, mit der AZ über die Einigung zum 49-Euro-Ticket. Für manche könnte die Fahrkarte sogar nur 34,30 Euro kosten.
Markus Lohmüller, Theresa Schmid, Johannes Wiest |
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Jetzt ist es sicher: Auch Studierende sollen im MVV das Deutschlandticket nutzen können.
Jetzt ist es sicher: Auch Studierende sollen im MVV das Deutschlandticket nutzen können. © imago/Political-Moments

AZ: Herr Bernreiter, zur Mobilitätswende gehört auch das Fahrrad. Wann ist mit dem angekündigten bayerischen Radgesetz zu rechnen?
CHRISTIAN BERNREITER: Noch in dieser Legislaturperiode.

Die Initiatoren des Radl-Volksbegehrens wären gerne an der Erarbeitung des Gesetzes beteiligt. Wollen Sie ihren Sachverstand nutzen?
Das Gesetz wird von den Regierungsfraktionen im Landtag erarbeitet und bald in die parlamentarische Beratung eingebracht. Da laufen im Hintergrund auch Gespräche mit dem Bündnis für das Volksbegehren.

Christian Bernreiter (CSU), Verkehrsministerin von Bayern
Christian Bernreiter (CSU), Verkehrsministerin von Bayern © Matthias Balk/dpa

"Der Bund muss deutlich mehr Regionalisierungsmittel zur Verfügung stellen"

Der Bundesrat hat am Freitag der Einführung des 49-Euro-Tickets zugestimmt. Die Kosten tragen Bund und Länder gemeinsam je zur Hälfte. Wollten Sie nicht eigentlich durchsetzen, dass der Bund weitere Regionalisierungsmittel für den Nahverkehr bereitstellt?
Neben seiner Zustimmung zum Deutschland-Ticket hat der Bundesrat am Freitag klare Forderungen gestellt: Wir wollen, dass der Bund auch 2024 die Hälfte der Mehrkosten übernimmt. Dieses Bekenntnis fehlt bis jetzt. Außerdem muss der Bund deutlich mehr Regionalisierungsmittel zur Verfügung stellen. Das ist einstimmige Forderung aller Länder.

So kommen Sie an das vergünstigte Ticket:

Statt 49 Euro nur 34,30 Euro?

Das 49-Euro-Ticket soll den Nah- und Regionalverkehr in Deutschland attraktiver machen und zahlreiche neue Fahrgäste in Busse und Bahnen bringen. Für die Millionen Pendlerinnen und Pendler in Deutschland soll es mithilfe einer Jobticket-Regelung noch günstiger werden. 34,30 Euro oder weniger könnte das Monatsabo für sie kosten – wenn der Arbeitgeber mitzieht.

Voraussetzung ist, dass Arbeitgeber mindestens 25 Prozent als Zuschuss geben. Dann gibt es vorerst bis Ende 2024 zusätzlich fünf Prozent Preisabschlag vom Bund dazu. Das Finanzierungsgesetz für das Deutschlandticket hatte der Bundesrat am Freitag besiegelt.

 

"Ohne ein weiteres finanzielles Engagement des Bundes wird es nicht gehen"

Fordern lässt sich viel...
Die Kommunen und die Verkehrsverbünde sind durch die zögerliche Haltung der Bundesregierung sehr verunsichert. Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund etwa hat beschlossen, dass das Deutschland-Ticket in seinem Bereich erst mal nur bis Ende 2023 gilt. Solche Befristungen gibt es auch anderswo. Denn letztlich will natürlich niemand auf den Kosten sitzen bleiben. Ohne ein weiteres finanzielles Engagement des Bundes wird es also nicht gehen.

Die Bahnstrecke München-Lindau ist ein Erfolg. Doch anderswo muss das Schienennetz dringend erneuert werden, sagt Minister Bernreiter.
Die Bahnstrecke München-Lindau ist ein Erfolg. Doch anderswo muss das Schienennetz dringend erneuert werden, sagt Minister Bernreiter. © picture alliance/dpa

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"Die Bundesmittel reichen hinten und vorne nicht"

Es geht Ihnen aber um mehr, als nur die Einnahmeausfälle bei den Verkehrsanbietern wegen des günstigen Ticketpreises auszugleichen.
Ich musste schmunzeln, als ich die jüngsten Beschlüsse der Ampel-Koalition gelesen habe. Dort steht, was wir schon immer gesagt haben: Nach dem günstigen Ticket braucht es jetzt selbstverständlich ein besseres Angebot. Und auch, dass dafür deutlich mehr Mittel benötigt werden. Dann wird allerdings behauptet, dass diese schon in den kommenden Haushalten abgebildet sind. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Ich habe heuer schon frisches Geld vom bayerischen Finanzminister Albert Füracker benötigt, um keine Verkehre abbestellen zu müssen. Den anderen Bundesländern geht es nicht recht viel besser. Die Bundesmittel reichen einfach hinten und vorne nicht mehr.

"Wir haben in Deutschland ein äußerst nachholbedürftiges Bahnnetz"

Dass der Bund mehr Geld in die Schiene stecken will, dürfte hingegen Ihre Zustimmung finden.
Das begrüße ich tatsächlich sehr. Wir haben in Deutschland ein äußerst nachholbedürftiges Bahnnetz. Das ist ja überall zu spüren. Als Freistaat Bayern zahlen wir über die von uns für den Regionalverkehr beauftragten Unternehmen indirekt 700 Millionen Euro Netznutzungsentgelt im Jahr. Da können wir erwarten, dass es nicht überall gebrochene Schwellen oder Langsamfahrstrecken gibt. Was mir allerdings nicht gefällt, ist die Finanzierung über die Lkw-Maut. Wer die Branche kennt, weiß, dass die Spediteure und Logistiker zuletzt auch nicht besonders viel mehr Geld verdient haben. Somit ist es logisch, dass die zusätzlichen Kosten vom Verbraucher auf den Endverbraucher umgelegt werden. Es handelt sich also um eine versteckte Steuererhöhung.

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  • Dr. Right am 03.04.2023 12:57 Uhr / Bewertung:

    Würde auch nur annähernd so viel Geld für alternativen Verkehr ausgegeben, wie in den automobilen Verkehr (über die Einnahmen aus Kfz-, Mineralölsteuer, etc. hinaus) hineingebuttert wird, wären wir schon so viel weiter. Aber das Ideal der 50er- und 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts, das Dogma der autogerechten Stadt, ist einfach zu tief in den Köpfen verankert.

    In Deutschland ist die Automobilindustrie stark und als Wirtschaftsfaktor wichtig. Das darf man nucht vergessen. Das Auto soll alkerdings nicht abgeschafft werden, sondern hat nach wie vor seinen Anwendungsbereich, insbesondere im ländlichen Bereich. Dennoch kann nan nicht an alten Technologien festhalten, statt den Wandel mitzugestalten. Zum einen wegen ökologischen Sachzwängen zum anderen werden sonst andere den Wandel gestalten und uns aus dem Wettbewerb kegeln.

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