Verhungerte Sarah: Vater verweigert Aussage vor Gericht

NÜRNBERG - Sie wurde nur drei Jahre alt: Am Dienstag begann vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth der Prozess um den Hungertod des kleinen Mädchens. Der Vater verfolgt ohne jede Regung die Verlesung der Anklage.
Der für den Hungertod seiner dreijährigen Tochter Sarah angeklagte Vater hat zum Prozessauftakt am Dienstag vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth jede Aussage verweigert. Der Lastwagenfahrer aus dem mittelfränkischen Thalmässin ist wegen Mordes und Misshandlung von Schutzbefohlenen angeklagt. Über seinen Anwalt teilte der 30-Jährige mit, keine Erklärung abgeben zu wollen. Die Verlesung der Anklageschrift nahm er weitgehend regungslos hin.
Ihm wird vorgeworfen, Sarah gemeinsam mit seiner Frau aus Gleichgültigkeit nicht ausreichend versorgt zu haben. Laut Anklageschrift bekam das Kind spätestens ab Anfang April 2009 nicht mehr ausreichend zu essen. Ihre Eltern sollen sie in ihrem Gitterbett gelassen haben, um ihren eigenen Bedürfnissen nachzugehen. Aus Verzweiflung hatte Sarah den Zellstoff ihrer Windeln gegessen.
Das Mädchen starb am 10. August 2009 auf etwa acht Kilogramm abgemagert in einer Nürnberger Klinik. Noch am selben Tag wurden ihre Eltern festgenommen. Das Verfahren gegen die 27-jährige Mutter wurde am Freitag vorübergehend eingestellt. Die schwerkranke Frau ist laut Gutachter bis auf weiteres nicht verhandlungsfähig. Für den Prozess sind insgesamt sechs Verhandlungstage mit über 30 Zeugen und Sachverständigen angesetzt. Ein Urteil wird für den 18. November erwartet.
dapd