Verhungerte Sarah: Familien-Betreuer sah keine Gefahr

NÜRNBERG - Im Prozess gegen den Vater der verhungerten dreijährigen Sarah aus dem fränkischen Thalmässing hat ein für die Betreuung der Familie zuständiger Sozialpädagoge am Donnerstag ausgesagt, dass er keine Gefahr für das Wohl des Mädchens gesehen habe.
Der 43-Jährige, der sich bis etwa zwei Jahre vor Sarahs Tod um die Familie gekümmert hatte, erklärte vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth, die Wohnung sei zwar vermüllt gewesen, doch seien Sarah und ihr älterer Bruder stets wohlgenährt gewesen und hätten keine Anzeichen für eine körperliche Misshandlung gehabt.
Sarah war am 10. August 2009 im Alter von drei Jahren in einer Nürnberger Klinik an den Folgen ihrer Mangel- und Unterernährung gestorben. Ihr 30-jähriger Vater Patrick R. muss sich dafür seit Oktober wegen Mordes und Misshandlung von Schutzbefohlenen verantworten. Das Verfahren gegen seine Ehefrau Angela wurde vorläufig eingestellt. Die 27-Jährige ist an Krebs erkrankt und bis auf weiteres nicht verhandlungsfähig.
Der Sozialpädagoge sagte vor Gericht weiter, Angela R. habe sich um Sarah und den älteren Bruder Dominik "sehr zwiespältig" gekümmert. Einerseits habe sie ihre Kinder in den Arm genommen und "geknuddelt", andererseits aber streng geschimpft. Wenn Sarah schrie, habe sich Angela R. bis zu zehn Minuten Zeit genommen, ehe sie reagiert habe.
Der 43-jährige Mitarbeiter der Diakonie hatte den Angaben zufolge von März 2005 bis Mai 2007 im Auftrag des Jugendamtes Roth Kontakt zur Familie. Danach wurde die Zusammenarbeit auf Wunsch der Familie beendet. Ein Bericht über die Ergebnisse habe er dem Jugendamt vorgelegt, sagte er.
dapd