"Vergleichbar mit Ritterschlag": Besondere Auszeichnung für Spitzenkoch Uli Heimann aus Berchtesgaden

Berchtesgaden - Seit 30 Jahren arbeitet Uli Heimann in der Sterneküche, 17 Mal hat er im auf rund 1000 Meter gelegenen Kempinski Hotel Berchtesgaden auf dem Obersalzberg seinen Michelin-Stern verteidigt. Für ihn war es nun "ein Wow-Moment": Die Auszeichnung mit dem zweiten Stern krönt nicht nur die Karriere des 60-Jährigen, sondern stärkt auch die kulinarische Bedeutung der Region. Ausschau hält man auch nach österreichischen Gourmets.
Ein paar Tage sind mittlerweile vergangen, seitdem Uli Heimann mit dem zweiten Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. So ganz fassen kann er es noch nicht. "Das war vergleichbar mit einem Ritterschlag", sagt er. Überwältigend sei jener Moment in Hamburg gewesen, wo er die Bestätigung für seine Kochkunst erhielt – eine "Riesenehre" sei es gewesen sowie "Wertschätzung und Vertrauen nach vielen Jahren harter Arbeit", sagt der neue Zwei-Sterne-Koch – einer von nur 50 im gesamten Land.
Heimanns Fokus war immer klar darauf ausgerichtet, seinen Stern halten zu wollen – für sich, für das Haus, für das Restaurant "Pur", aber auch für Berchtesgaden. Natürlich: "Ziele vor Augen hatte ich immer, und selbstverständlich verfolge ich Träume." Neugierig zu bleiben und die Gier zu haben, sich weiterzuentwickeln, waren und sind Heimanns Zutaten für seine Gourmetküche.
Sternekoch aus Berchtesgaden: Uli Heimann hat 44 Jahre Kocherfahrung
Mit 16 Jahren begann er seine Ausbildung zum Koch im Gasthaus Ochsen in Fischerbach. Seit 44 Jahren steht er nun in der Küche, vor 30 Jahren erkochte er sich seinen ersten Stern im "Prinz Frederik Room" im Hotel Abtei in Hamburg. Heimann hat die Erfahrung gemacht: Wenn man sich solch eine Auszeichnung erkocht, erzeugt das Aufmerksamkeit. Plötzlich wird man von ganz anderen Leuten wahrgenommen.
Heimann verfolgt in der Küche ein Konzept, an dem er zwar immer wieder gefeilt, das er aber "kontinuierlich und geradlinig" weitergesponnen hat. Essen ist für Heimann Emotion. Der pure Geschmack muss laut ihm auf dem Teller zu finden sein. Der Gast soll erkennen, was auf dem Teller liegt. Garpunkt, Konsistenzen und Kreation sind dabei wesentlich.
Klar ist auch: Gourmetküche erfordert ästhetisches Bewusstsein. Sterneküche gilt als Erlebnisküche und ist ein Gesamtkunstwerk aus verschiedenen Disziplinen. Lebensmittel sollen dabei von sich aus überzeugen. "Aus einfachen Dingen das Beste rausholen", so fasst es Heimann zusammen. Er arbeitet mit Essenzen, mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln, wenn möglich aus der Region.
Berchtesgadener "Pur"-Koch Uli Heimann: "Ich bleibe meiner Linie treu"
Kocht Heimann aktuell zu 80 Prozent für Hausgäste des Fünf-Sterne-Hotels, könnten sich künftig auch vermehrt Besucher aus dem nahe gelegenen Österreich angesprochen fühlen. "Der Kreis der Gourmet-Reisenden von außerhalb wird sich verändern", ist der Haute-Cuisine-Koch überzeugt. Mit zwei Sternen wird man anders wahrgenommen als mit einem.
Etliche Gratulationen hat er schon erhalten. Auf dem Obersalzberg hat der Hoteldirektor ein Willkommensfest für ihn veranlasst. Wie es nun weitergeht? Heimann sagt: "Ich bleibe meiner Linie treu." Die Auszeichnung verpflichtet zwar. Aber jetzt, da er zwei Sterne hat, alles umzuwerfen, was er sich in mühevoller Arbeit aufgebaut hat – das wäre der falsche Weg. "Das Ehrliche daran ist, dass alles ehrlich erkocht wurde."
Für ihn geht es nun wieder in seine Küche, zurück in den Alltag. "Unser Alltag ist, anderen ein Erlebnis zu liefern" – nun als einer der besten Köche Deutschlands.