Vergewaltiger will Ruhe
Karl D. (59) war 1995 verurteilt worden, weil er in Icking zwei Anhalterinnen (14, 15) vergewaltigt und misshandelt hat. Sein Bruder will seine Überwachung stoppen.
ICKING/HEINSBERG 24 Stunden am Tag von der Polizei überwacht: Das will sich die Familie des Vergewaltigers von Icking nicht mehr gefallen lassen. Der Bruder von Karl D. (59) hat Klage erhoben, war aber in einer Eilentscheidung zunächst gescheitert. Heute muss das Aachener Verwaltungsgericht endgültig über den Fall entscheiden.
Karl D. (59) war 1995 verurteilt worden, weil er in Icking zwei Anhalterinnen (14, 15) vergewaltigt und misshandelt hatte. 14 Jahre Haft lautete das Urteil des Münchner Landgerichts. 2008 kam er nach Verbüßung seiner Haftstrafe frei – und dies obwohl die Staatsanwaltschaft München II auch für ihn die nachträgliche Sicherungsverwahrung beantragt hatte. Vor genau einem Jahr entschied der Bundesgerichtshof in letzter Instanz, dass gegen den als gefährlich eingestuften Vergewaltiger trotz neuer Gutachten keine Sicherungsverwahrung verhängt werden kann.
Karl D. zog zu seinem Bruder in ein kleines Dorf bei Heinsberg. Das Entsetzen und die Angst dort waren groß. Bis zum Juni 2010 demonstrierten die Dorfbewohner vor dem Wohnhaus der Familie, stellten eine Mahnwache auf. Doch das wurde ihnen gerichtlich inzwischen untersagt.
Ob sich die Familie von Karl D. in Sachen Polizeiüberwachung heute über ein ähnlich positives Urteil Freude darf, scheint dagegen eher unwahrscheinlich. Das Aachener Verwaltungsgericht hatte im Frühjahr 2010 die Ablehnung des Antrags damit begründet, dass „die Verhinderung von schwerwiegenden Straftaten ein überragendes Gemeinwohlinteresse darstelle“ und Vorrang vor den Interessen von Karl D. habe. Solange dieser nicht erfolgreich therapiert sei, ändere sich nichts an der Gefahrenlage.
Der heftige und lang anhaltende Widerstand der Dörfler zeigte zuletzt Wirkung. Der ehemalige Lkw-Fahrer fühlt sich nicht mehr wohl im Dorf seines Bruders. Im Herbst wollte er nach Mönchengladbach umziehen. Er verwarf die Idee dann aber wieder, weil seine Umzugspläne bekannt wurden.
jot