Vergewaltiger mit dem Kinderschal: So leidet das Opfer
Hildegard K. schwebte in Todesangst. Vor Gericht schilderte sie die schlimmsten Stunden ihres Lebens. Heute leidet das Opfer des perversen Zirndorfers an Panik-Attacken
NÜRNBERG Nichts ist mehr so, wie es einmal war. Hildegard K.* hat in einer einzigen Nacht ihre Unbeschwertheit verloren, ihre Fröhlichkeit, ihr Selbstvertrauen. Jetzt ist sie misstrauisch. Sie schreckt vor jedem kleinen Geräusch zusammen, kämpft mit Schweißausbrüchen und Panik-Attacken. Sie reagiert damit so wie viele Frauen, die Opfer einer Vergewaltigung wurden. Bei ihr nahm der Täter sogar den Tod seines Opfers in Kauf.
Als Hildegard K. am Deibnstag das Gerichtsgebäude in der Fürther Straße betrat, um im Prozess gegen Oliver E. (41) als Zeugin auszusagen, wirkte sie noch ganz gefasst. Doch je näher ihr Auftritt kam, desto nervöser wurde sie. Selbst die Ruhe, die ihr Anwalt Michael Spengler ausstrahlte, half ihr nicht wirklich weiter. Immerhin war es auch alles andere als eine leichte Aufgabe. Sie musste dem Gericht die schlimmsten Stunden ihres Lebens schildern – und das direkt vor den Augen des Mannes, der ihr das angetan hatte.
Nur, weil er draußen ein Geräusch hörte, ließ er ab
„Ich hatte einfach nur schreckliche Angst. Todesangst“, beschrieb sie rückblickend ihren Gemütszustand, als sie sich in der Gewalt von Oliver E. befand. Der war mit einer Sturmhaube maskiert mitten in der Nacht in ihre Wohnung eingestiegen und stand plötzlich vor ihr. „Ich steche Dich ab, wenn du schreist“, erinnerte sich Hildegard K. noch an die Worte des Vergewaltigers. Dann hielt er ihr Mund und Nase zu, drückte sie zu Boden und fesselte ihre Hände mit Kabelbindern. Ihre Augen verband er mit einem Kinderschal mit Bärchen-Motiven. „Dann“, so erzählte Hildegard K. vor Gericht, „drückte er mir auch noch einen Putzlappen in den Mund. Ich bekam kaum Luft und glaubte, zu ersticken.“
Oliver E., der diese Tat und eine weitere brutale Vergewaltigung bereits gestanden hat, zerrte die wehrlose Frau ins Schlafzimmer – und missbrauchte sie. Nur, weil er draußen vor dem Haus ein Geräusch gehört hatte und befürchtete, bei seiner widerlichen Tat entdeckt zu werden, ließ er schließlich von Hildegard K. ab. Bevor er flüchtete, klebte er ihr Mund und Nase mit einem Klebeband zu und ließ sie gefesselt zurück. Erst nach einiger Zeit konnte sie sich selbst befreien und die Polizei verständigen. Da war Oliver E. längst weg.
Der Prozess geht erst im neuen Jahr weiter. hr
*Name geändert
- Themen:
- Polizei