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"Verfassungswidrig": Bündnis klagt gegen scharfe Kiffer-Regeln in Bayern

In Bayern gelten fürs Kiffen strengere Regeln als anderswo. Ob das juristisch in Ordnung ist, muss nun der Verfassungsgerichtshof überprüfen. Denn ein parteiübergreifendes Bündnis wehrt sich und klagt.
AZ/dpa |
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Auch im Englischen Garten in München ist Kiffen verboten. (Fotomontage)
Auch im Englischen Garten in München ist Kiffen verboten. (Fotomontage) © imago/Sven Simon

München - Ein parteiübergreifendes Bündnis klagt wie angekündigt gegen die bayerischen Sonderregeln fürs Kiffen. Die Popularklage sei am Mittwoch beim Bayerischen Verfassungsgerichtshof eingereicht worden, teilten die Initiatoren in München mit. Darunter sind die Bundestagsabgeordneten Carmen Wegge (SPD), Kristine Lütke (FDP) und Ates Gürpinar (Linke) sowie der Geschäftsführer des Deutschen Hanfverbands, Georg Wurth.

Bündnis gegen bayerischen Cannabis-Weg: "Progressive Drogenpolitik wird konterkariert"

Die Kläger argumentieren, die bayerische Staatsregierung stelle sich rechtswidrig gegen den beschlossenen Paradigmenwechsel im Umgang mit Cannabis, den der Bundesgesetzgeber vorgegeben habe. Die progressive Drogenpolitik werde damit konterkariert und die Stigmatisierung von Cannabis-Patienten sowie -Konsumenten werde fortgesetzt.

Cannabis-Konsum: Strenge Regeln in Bayern

In Bayern ist es beispielsweise auf Volksfesten – allen voran auf der Wiesn – komplett verboten, Cannabis zu rauchen. Gleiches gilt in der Gastronomie auch für ausgewiesene Raucherräume und -bereiche und für Außenbereiche von Gaststätten und Cafés sowie Biergärten. Städte und Gemeinden dürfen das Verbot zudem auf bestimmte öffentliche Flächen ausweiten. Sie können zum Beispiel in Stadtparks das Rauchen, Erhitzen und Verdampfen von Cannabis verbieten. Im Englischen Garten in München ist das Cannabis-Rauchen ebenfalls seit Monaten komplett verboten - das hat die Staatsregierung als Herrin über die bayerische Schlösserverwaltung eigenständig durchgesetzt.

"Kein Platz für bayerischen Sonderweg"

Wegge argumentierte aber nun: "Es gibt keinen Platz für einen bayerischen Sonderweg. Als Bundesgesetzgeber haben wir abschließend geregelt, wie mit Cannabis in Deutschland umzugehen ist." Das bayerische Gesetz sei damit verfassungswidrig. Lütke kritisierte, es würden auch zahlreiche Grundrechte verletzt: Cannabispatienten würden diskriminiert, denn auch das Rauchen aus medizinischen Gründen werde in vielen Bereichen verboten.

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Gürpinar beklagte einen "Kulturkampf": "Während auf der Wiesn auf engstem Raum Zehntausende Liter Alkohol konsumiert und mit Bier das Geld des Jahres gemacht wird, bleibt in Bayern Cannabis selbst für Cannabispatientinnen und -patienten weiter illegalisiert." 

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Die umstrittene Teil-Legalisierung von Cannabis gilt seit dem 1. April. Besitz und Anbau der Droge sind nun für Volljährige zum Eigenkonsum erlaubt. Aber nur in begrenzten Mengen und mit Tabuzonen fürs Kiffen etwa auf Spielplätzen, in Schulen und in Sichtweite davon. Wer dagegen fahrlässig oder mit Vorsatz verstößt, begeht eine Ordnungswidrigkeit.

Gerlach und Holetschek geben sich gelassen

Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) und CSU-Landtagsfraktionschef Klaus Holetschek bekräftigten ungeachtet der Klage dagegen übereinstimmend, man halte das bayerische Gesetz für verfassungskonform und auch in der Sache für richtig.

 

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8 Kommentare
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  • gubr am 02.10.2024 13:39 Uhr / Bewertung:

    Ja, genau. Beim Trinken entsteht kein penetranter Geruch. Kinder in einiger Entfernung bekommen es gar nicht mit ob Limo oder Bier getrunken wird. Beim Kiffen richt man es auch noch 100 Meter weit. Und der Geruch ist nicht für jede Nase angenehm. Was sollen Eltern denn sagen wenn das Kind fragt: Mama was riecht denn da so streng?

  • gubr am 02.10.2024 11:53 Uhr / Bewertung:

    Na ja das Bündnis ist schon ziemlich mickrig und schon gar nicht wie der Titel suggeriert, parteiübergreifend. Das sind nur ein paar Leute aus verschiedenen Parteien darunter "die Linke", sowie eine linke SPDlerin. Und jemand von der FTP mischt auch mit, ja mai. Kiffer gibt es überall.
    Und ich finde das Gesetz auch gut. Öffentliche Parks sollen für jedermann zugänglich sein, auch für Kinder. Wenn da überall gekifft wird, sollten die Zonen eigentlich Kinder-frei sein.
    Kiffen kann jeder zu Hause und im eigen Garten, in geschlossenen Gesellschaften usw, aber doch nicht da wo ein Querschnitt aus der Gesellschaft die Freizeit verbringen möchte.

  • Gelegenheitsleserin am 02.10.2024 13:15 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von gubr

    @gubr
    "Kiffen kann jeder zu Hause und im eigen Garten, in geschlossenen Gesellschaften usw, aber doch nicht da wo ein Querschnitt aus der Gesellschaft die Freizeit verbringen möchte."

    Aber saufen darf man (fast) überall "wo ein Querschnitt aus der Gesellschaft die Freizeit verbringen möchte".

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