Verena lebt mit einer neuen Leber

Rettung in der allerletzten Minute: Die 19-jährige Friseurin rang im Erlanger Universitäts-Klinikum um ihr Leben. Jetzt trainiert sie schon wieder im Fitness-Studio
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Sie freut sich ihres neuen Lebens: Verena Mirsberger und ihr Vater Hans. „Ich bin meiner Familie und meinen Freundinnen unendlich dankbar, dass sie immer da waren“, sagt sie.
bayernpress.com 2 Sie freut sich ihres neuen Lebens: Verena Mirsberger und ihr Vater Hans. „Ich bin meiner Familie und meinen Freundinnen unendlich dankbar, dass sie immer da waren“, sagt sie.
Rettung in letzter Sekunde. Nur wenige Stunden vor Ablauf der „Todesfrist“ kam der erlösende Anruf, es gibt ein Spenderorgan.
bayernpress.com 2 Rettung in letzter Sekunde. Nur wenige Stunden vor Ablauf der „Todesfrist“ kam der erlösende Anruf, es gibt ein Spenderorgan.

Rettung in der allerletzten Minute: Die 19-jährige Friseurin rang im Erlanger Universitäts-Klinikum um ihr Leben. Jetzt trainiert sie schon wieder im Fitness-Studio

ERLANGEN Als das Leben von Verena Mirsberger am seidenen Faden hing, zündete ihre Mutter immer Kerzen für die 19-jährige Tochter in der Kirche an. Die Mediziner hatten der angehenden Friseurin noch 48 Stunden gegeben.

„Wir wussten, wenn bis dahin keine passende Leber gefunden wird, ist sie tot“, erinnert sich Vater Hans an die wohl schlimmste Zeit seines Lebens, als seine jüngste Tochter in der Erlanger Uni-Klinik um ihr Leben rang. Wenige Tage zuvor hatte die Leber der jungen Frau versagt...

Verena war damals mit ihren Freundinnen unterwegs, als eine unvermittelt zu ihr sagte: „Du hast ganz gelbe Augen.“ Schon am nächsten Tag ging es der Friseurin immer schlechter. „Ich war auf der Arbeit, musste mich dort übergeben, und mir war dauernd schwindlig.“ Ihr Vater brachte sie zum Notarzt. Der entschied: „Sofort in die Klinik!“

Von da an verschlechterte sich der Zustand der lebenslustigen jungen Frau von Tag zu Tag. Innerhalb von nur zweieinhalb Wochen nahm sie 30 Kilo zu, im ganzen Körper lagerte sich Wasser ab, „meine Haut war orangefarben“, erinnert sich Verena. Wie schlimm es wirklich um sie stand, realisierte sie nicht: „Ich dachte, die übertreiben.“ Die Schmerzen wurden immer schlimmer, die Ärzte mussten sie in einen künstlichen Tiefschlaf versetzen.

In der Nacht vom 3. auf den 4. August – nur wenige Stunden vor Ablauf der „Todesfrist“ – bekamen die Eltern dann den erlösenden Anruf: „Wir haben eine Leber!“

Wer ihr das zweite Leben geschenkt hat, weiß Verena nicht

Sie entsprach Verenas Gewicht und ihrer Blutgruppe. Eigentlich ein Wunder! „Es gibt viel zu wenig Spenderorgane, viele Patienten auf der Warteliste sterben“, sagt Professor Markus Neurath, Direktor der Medizinischen Klinik 1 am Uni-Klinikum Erlangen.

Vier Ärzte und ein Anästhesist aus dem Team der Chirurgischen Uni-Klinik von Professor Werner Hohenberger transplantierten in einer fünf Stunden und 13 Minuten dauernden Operation das neue, 1240 Gramm schwere Organ. Die kranke Leber von Verena wog nur noch 730 Gramm.

Die junge Frau war vermutlich schon lange krank, doch eine Leber – die „Stoffwechselfabrik" des menschlichen Körpers – „hat ein hohes Reservepotenzial", erklärt Markus Neurath. Das mache das Erkennen von Krankheiten so schwer. Im täglichen Leben benötigt die Leber nur zehn bis 20 Prozent ihrer Kapazitäten: „Es muss schon viel passiert sein, bevor eine Gelbfärbung der Augen zu erkennen ist.“

Verena hatte unglaubliches Glück: Nur drei Monate nach der Transplantation geht sie schon wieder ins Fitness-Studio, arbeitet tageweise und freut sich, mit ihren Freundinnen ausgehen zu können. Ein ganz normales Leben wird sie aber nicht mehr führen können: Fettes Essen, Alkohol und Zigaretten sind für die junge Frau ein Leben lang tabu. Täglich muss sie Tabletten nehmen, damit das Immunsystem ihres Körpers das neue Organ nicht abstößt.

Wer ihr das zweite Leben geschenkt hat, weiß Verena Mirsberger nicht: „Ich bin sehr dankbar – aber ich will es lieber nicht wissen.“ Nach der geglückten Transplantation zündete Angelika Mirsberger doppelt so viele Kerzen an: Für die Rettung ihrer Tochter – und als Andenken an den Spender.

Andrea Uhrig

Warum das Erlanger Leber-Zentrum von der Schließung bedroht ist, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am 23.11.

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