Verdammt lang’ her!

1992 siegte der Club zuletzt bei den Bayern in München. Rainer Zietsch und Dieter Eckstein waren dabei. Sie erinnern sich in der AZ – und machen der Truppe von Trainer Oenning Mut
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Bayern-Schreck: Sergio Zarate, am 28. März 1992 Doppeltorschütze, geht an Verteidiger Markus Münch vorbei. Charly Dorfner (r.) sieht genau zu.
Archiv 3 Bayern-Schreck: Sergio Zarate, am 28. März 1992 Doppeltorschütze, geht an Verteidiger Markus Münch vorbei. Charly Dorfner (r.) sieht genau zu.
In den 90er-Jahren mächtig erfolgreich, beim Triumph in München aber nur Teilzeitarbeiter: Dieter Eckstein musste mit Muskelfaserriss raus, Christian Wück kam – und traf.
Archiv 3 In den 90er-Jahren mächtig erfolgreich, beim Triumph in München aber nur Teilzeitarbeiter: Dieter Eckstein musste mit Muskelfaserriss raus, Christian Wück kam – und traf.
Gestern Bayern-Bezwinger, heute kaufmännischer Leiter des Club eigenen Nachwuchszentrums: Rainer Zietsch.
Wolfgang Zink 3 Gestern Bayern-Bezwinger, heute kaufmännischer Leiter des Club eigenen Nachwuchszentrums: Rainer Zietsch.

1992 siegte der Club zuletzt bei den Bayern in München. Rainer Zietsch und Dieter Eckstein waren dabei. Sie erinnern sich in der AZ – und machen der Truppe von Trainer Oenning Mut

NÜRNBERG Verdammt lang’ her! 17 Jahre, fünf Monate und 20 Tage, um genau zu sein. So lange warten die Club-Fans schon auf einen Auswärts-Erfolg im Derby gegen den FC Bayern. Höchste Zeit also für die Truppe von Trainer Michael Oenning, es ihren Vorgängern am Samstag beim Auftritt in der Allianz Arena (15.30 Uhr) nachzumachen. Den Helden vom 28. März 1992, die am 30. Spieltag die mit Millionen D-Mark zusammengekaufte Star-Truppe von der Isar vor 55.000 Zuschauern im Münchner Olympia-Stadion mit 3:1 nach Toren von Christian Wück und Sergio Zarate (2) abfertigten.

Ganz Franken stand damals Kopf. Die meisten Akteure von damals – zumindest auf Nürnberger Seite – denken noch heute gerne an diese Sternstunde zurück. „Klar bleibt so ein Spiel hängen. Es ist ja nicht so, dass man jedes Jahr zu den Bayern fährt und dort gewinnt. Das war für uns ein ganz besonderer Sieg“, erinnert sich Rainer Zietsch, früher Abwehrchef unter Trainer Willi Entenmann, heute kaufmännischer Leiter des Nachwuchs-Leistungs-Zentrum am Valznerweiher.

Eckstein: "Wir hatten wirklich eine Bombentruppe"

Allerdings waren die Vorzeichen beim ersten und einzigen Club-Sieg im Olympia-Stadion auch andere. Die Truppe von Erich Ribbeck hatte trotz Stars wie Bruno Labbadia (heute HSV-Trainer) und Stefan Effenberg (heute Sky-Experte) bis dahin eine miserable Saison gespielt, rangierte nur auf Platz elf. Der Club lag dagegen völlig überraschend - trotz Beinahe-Bankrott - auf Uefa-Cup-Kurs. „Wir hatten wirklich eine Bombentruppe, die richtig rangeklotzt hat“, bestätigt Dieter Eckstein, der nach 17. Minuten mit Muskelfaserriss von Entenmann für Wück ausgewechselt wurde. Ein Glücksgriff. Denn nur Sekunden nach seiner Hereinnahme war es Willis Joker vom Dienst, der zum 1:1 (18.) einnetzte. Bayerns Brasilianer Mazinho hatte bereits in der zweiten Minute die Führung erzielt. Für „Eckes“ war es dennoch ein Highlight seiner Karriere. „Ob mit Frankfurt oder Schalke, ich habe ja bei Bayern nie was gerissen. Außer mit Nürnberg.“

Das größte Lob an diesem Tag verdiente sich neben Wück vor allem Sergio Zarate. Kurz vor der Halbzeit hatte der argentinische Kult-Kicker und Fan-Liebling per eiskalt verwandeltem Elfmeter die Führung erzielt. Und – nachdem Club-Keeper Andy Köpke einen Strafstoß gegen Effenberg (82.) gehalten hatte – mit seinem Traum-Konter zum 3:1 (88.) den Sack endgültig zugemacht.

„Zarate tanzte heute nicht nur, sondern ist auch über seine Verhältnisse gelaufen“, lobte Entenmann seine ansonsten nicht gerade bewegungsfreudige „Zaubermaus“.

Maroh: "Bei Bayern ist noch viel Sand im Getriebe"

„Wir hatten damals schon eine Mannschaft mit außergewöhnlichen Spielern wie Sergio“, erinnert sich Zietsch. Ein Vergleich mit Oennings Team sei daher schwierig. Und wahrscheinlich auch ungerecht. Denn die Sterne stehen diesmal für den Club alles andere als günstig. „Die Bayern haben heuer auf dem Transfermarkt extrem zugeschlagen. Der Club geht dagegen einen anderen Weg“, so Zietsch.

Für Oenning aber noch lange kein Grund, gegen die scheinbar übermächtigen Bayern mit Arjen Robben und Franck Ribéry den Kopf in den Sand zu stecken. „Wir fahren da nicht hin und haben die Hosen voll.“ Warum auch? Hat doch selbst Abwehr-Youngster Dominic Maroh beim TV-Studium des Champions League-Auftritts der Münchner in Haifa (3:0) festgestellt: „Da ist noch viel Sand im Getriebe.“ Hoffentlich.

Die Marschrichtung für das Prestige-Duell ist jedenfalls klar. Zietsch: „Man sollte dort selbst aktiv werden, denn die Bayern laufen ihren Gegenspielern nur ungern hinterher. Sie nur vom Tor wegzuhalten, wird nicht reichen. Der Club muss Nadelstiche setzen – wie in Stuttgart.“ Und Zietsch hofft auf eine gewisse Überheblichkeit beim Rekordmeister: „Die werden sich nach ihren drei Siegen gegen den Club kein Bein ausreißen.“

Eckstein denkt ähnlich: „Warum sollte nicht ein Punkt drin sein? Der Club darf sich nur nicht abschießen lassen. Aber Oenning wird sich schon was einfallen lassen.“ Nur schade, dass er keinen Zarate hat.Krischan Kaufmann

Mehr über den Club lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer Abendzeitung am Donnerstag, 17. September.

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