Verdächtige nach Drohbriefen an Moscheeverein gefasst

Eine 55-Jährige soll über Monate Drohbriefe mit Patronen an eine türkische Moscheegemeinde und Lokalpolitiker verschickt haben. Die Polizei attestiert ihr Hass auf Ausländer.
dpa |
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Ein Blaulicht leuchtet an einer Polizeistreife.
Lino Mirgeler/dpa Ein Blaulicht leuchtet an einer Polizeistreife.

Lauf an der Pegnitz (dpa/lby) - Nach dem Versand von Drohbriefen und Munition an eine türkische Moscheegemeinde und zwei Lokalpolitiker hat die Polizei eine 55-jährige Frau als dringend Tatverdächtige festgenommen. Das bei einer Wohnungsdurchsuchung sichergestellte Beweismaterial lasse auf eine "beständige rechtsgerichtete Gesinnung" der Frau schließen, sagte Mittelfrankens Polizeipräsident Roman Fertinger am Freitag.

Die Frau sei der Polizei bisher als Teilnehmerin an Veranstaltungen rechter Gruppen bekannt gewesen, sagte Fertinger weiter. Wie intensiv und mit welchen Gruppierungen die Frau in Kontakt stand, müsse noch ermittelt werden. Die Frau sei in dem Fall bisher die einzige Beschuldigte.

In den Briefen waren seit Dezember vergangenen Jahres Gruß- und Beileidskarten mit teilweise echten Patronen an den Türkisch-Islamischen Moscheeverein in Röthenbach an der Pegnitz (Landkreis Nürnberger Land) geschickt worden. Auf den Karten wurde deren Mitgliedern nach Angaben der Polizei unter anderem gedroht: "Ihr werdet niemals sicher sein!".

Auch zwei Lokalpolitiker und eine soziale Einrichtung erhielten Drohbriefe in "flüchtlings- und ausländerfeindlichem Tenor", denen teilweise neben Patronen auch "Gutscheine" beigelegt waren. Die entscheidende Spur zu der Frau sei der Polizei durch die Rückverfolgung des Verkaufsweges der Grußkarten gelungen, sagte eine Sprecherin.

Bei der Durchsuchung der Wohnung der Frau sei am Freitag neben zahlreichen Devotionalien der rechten Szene, Handys und Computern sowie weiteren Grußkarten nach Art der verschickten Exemplare auch eine Schablone sichergestellt worden, mit der die Karten beschriftet worden sein sollen.

Die Frau befinde sich derzeit nicht in Untersuchungshaft und mache von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Strohmeier. Der Tatvorwurf sei bisher Bedrohung. Möglicherweise kämen jedoch aufgrund der weiteren Ermittlungen andere relevante Straftatbestände hinzu.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) lobte die "akribische Ermittlerarbeit". "Menschen mit Drohungen in Angst und Schrecken zu versetzen, ist absolut niederträchtig", betonte er. Jetzt würden die weiteren Hintergründe ermittelt und das Umfeld der Tatverdächtigen genau beleuchtet. "Die Festnahme ist auch eine klare Botschaft an Kommunalpolitiker wie auch an muslimische Mitbürger, dass unserem Staat ihr Schutz besonders wichtig ist."

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