Verband Deutscher Seilbahnen: Hat der Wintersport eine Zukunft?

Unbeschwerte Stunden auf der Piste – diese will der Verband Deutscher Seilbahnen auch weiter sichern. Die Klimakrise erschwert das Vorhaben.
von  Leonie Fuchs, Melissa Seeger
Januar 2022 im oberbayerischen Ruhpolding.
Januar 2022 im oberbayerischen Ruhpolding. © imago images/Rolf Poss

Der Geruch von Neuschnee. Die glitzernde Sonne vor herrlichem Bergpanorama. Auch das Gefühl, über den Schnee zu gleiten, wollen viele Wintersportler nicht missen. Gleichzeitig feuern Ski- und Snowboardurlaube die Erderwärmung an – diese bringt Schnee und Gletscher zum Schmelzen und raubt Betreibern und Sportlern ihre Grundlage.

"Seilbahnen sind der touristische Motor"

Was also tun? Im Presseclub München zeigen sich Vertreter des Verbandes Deutscher Seilbahnen am Dienstag zuversichtlich. Mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftige man sich seit Jahrzehnten. Nicht nur ökologische, sondern auch soziale sowie wirtschaftliche Dimensionen würden dabei berücksichtigt, sagt Antonia Asenstorfer, Sprecherin der Alpenbahnen Spitzingsee, Brauneck und Wallberg. "Seilbahnen sind der Motor in touristisch geprägten, ländlichen Gebieten." Sie sichern demnach die Existenzen regionaler Unternehmen. Ein Arbeitsplatz bei Bergbahnen erhalte weitere fünf in der Region, so die Sprecherin weiter.

Winterausflug in die Berge: Eine Auszeit von der Pandemie

Auch Guido Sommer von der Fakultät Tourismus-Management in Kempten sagt, dass die Berg-Unternehmen in einem Netz zu betrachten seien: Hotels, Souvenirgeschäfte, Skischulen und Transport seien etwa von ihnen abhängig. Die Pandemie habe zudem gezeigt, wie wichtig den Menschen diese Auszeit vom Alltag ist.

Sparmaßnahmen an den Liften

Pistengaudi ist laut den Vertretern also nicht aus den Bergen wegzudenken. Doch Energie- und Klimakrise stellen die Betreiber gleichzeitig vor große Herausforderungen. In diesem Winter bleiben Sitzheizungen und Heizpilze darum aus, Fahrtgeschwindigkeiten von Liften werden reduziert. Doch werde das Thema Nachhaltigkeit schon lang vorangetrieben, so Henrik Volpert vom Verband. Schon jetzt werden demnach über 74 Prozent der deutschen Skigebiete mit Erneuerbaren Energien betrieben.

Green Fuels für den Skibetrieb

Sommer sieht weiteres Potenzial, um dem Klimawandel entgegenzuwirken: Einige Skigebiete erproben bereits den Betrieb mit fossilfreien HVO-Kraftstoffen, Green Fuels, erzählt er. Mittels Angeboten könnten bessere Anreize geschaffen werden, damit Skitouristen lieber mit der Bahn statt mit dem Auto anreisen, um CO2 einzusparen.

Solarenergie und Elektrobullies sind Zukunftsmusik

"Wir leben von und mit der Natur", sagt Asenstorfer der AZ. Auch auf den Münchner Hausbergen versucht man ressourcenschonend zu arbeiten, etwa mittels Photovoltaikanlagen. Die Abwärme der Lifte werde genutzt, um Hütten zu beheizen. Schneekanonen würden nur bei optimalen Temperaturen, meist nachts, zum Einsatz kommen. Elektrobullis, umweltfreundliche Pistenraupen oder Lifte, die mit Solarenergie laufen, seien dagegen Zukunftsmusik, würden von Herstellern erforscht.

"Ostern ist das neue Weihnachten"

Man werde künftig lernen müssen, mit der Erderwärmung umzugehen. "Vielleicht verschiebt sich die Saison nach hinten, dann ist Ostern das neue Weihnachten", sagt Asenstorfer. Und Verbands-Präsident Matthias Stauch fordert außerdem die Politik auf, die Skigebiete etwa mit Fördermitteln zu unterstützen, um deren Existenz auch in Zukunft zu sichern.

Fragen und Antworten rund um die Hausberge:

Wann geht's heuer los mit der Skisaison? Antonia Asenstorfer, Sprecherin der Alpenbahnen Spitzingsee, Brauneck und Wallberg berichtet der AZ: "Der Saisonstart ist schnee- und witterungsabhängig. Spätestens in den Weihnachtsferien möchten wir in Betrieb gehen." Am Wallberg und Brauneck fahren die ersten Kabinenbahnen am 3. Dezember los. Ob der Skibetrieb dann auch starte, sei noch nicht klar. "Wir machen es abhängig von den Witterungsbedingungen und öffnen nicht auf Biegen und Brechen."

Gibt es Neuerungen? Größere Investitionen bei Liften mussten in der Corona-Krise zurückgestellt werden, erklärt Asenstorfer. Deshalb gebe es in dieser Wintersaison keine zusätzlichen großen Neubauten oder Projekte. In den letzten Jahren waren die Zugspitzbahn sowie die Jennerbahn erneuert worden.

Blicken die Gebiete besorgt in die Wintersaison? "Mit relativ gutem Gesicht" sei die Seilbahnbranche aus der Pandemie-Zeit gegangen, so der Präsident des Verbandes Deutscher Seilbahnen, Matthias Stauch. In der ersten Saison ohne Corona-Einschränkungen, hofft der Verband heuer auf regen Andrang – und das trotzt erwarteter Rezession und Krisenstimmung. Viele Menschen hätten das Bedürfnis "nach einer Auszeit von dem ganzen Wahnsinn", so Stauch.

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