Vater von Gewaltopfer soll Spenden verzockt haben
LINDAU - Im Sommer 2006 verprügelten zwei Rechtsradikale einen 19-Jährigen, der seither schwerstbehindert ist. Angesichts des brutalen Überfalls erhielt der Vater des Betroffenen Spenden - doch die dienten womöglich nicht dem Sohn.
Das Schicksal des 19-jährigen Robert B. aus Lindau erschütterte unzählige Menschen. Der Azubi war am 20. August 2006 von zwei Skinheads so brutal „gestiefelt“ worden, dass sein Kopf nur noch ein blutiges Bündel war. Robert erlitt irreparable Hirnverletzungen, er ist seitdem schwerstbehindert. Der junge Mann kann kaum sprechen, zeigt nurwenig Reaktionen. Robert B. wird immer ein Pflegefall bleiben.
Nun erheben Staatsanwaltschaft und Polizei einen schlimmen Verdacht gegen Roberts Vater: Der 50-Jährige soll Gelder, die für die Pflege seine behinderten Sohnes gedacht waren, veruntreut haben. Noch ist die genaue Höhe der Summe unklar, die Polizei spricht jedoch von einem vierstelligen Betrag. Wie ein Polizeisprecher zur AZ sagte, soll der Vater das Geld unter anderem in einem Spielcasino verzockt haben.
Roberts Vater war vom Vormundschaftsgericht Lindau als Betreuer seines Sohnes bestellt worden. Damit war er auch für die Verwaltung von Roberts Vermögens zuständig. Als eine Rechtsanwältin als zweite Betreuerin eingesetzt wurde, fiel ihr auf, dass der Mann seit März 2008 unberechtigt Geld von Roberts Konto abgehoben hatte. Die Anwältin erstattete Anzeige.
Inzwischen wurde Roberts Vater – gegen seinen Willen – als Betreuer der Vermögenssorge entlassen. Die Ermittlungen dauern an.
Die beiden zur Tatzeit 24 und 21 Jahre alten Neonazis aus Österreich, die Robert so zugerichtet hatten, wurden am 13. September 2007 in Feldkirch (Vorarlberg) zu acht und neun Jahren Gefängnis verurteilt. Mindestens 20 Mal hatten sie auf Roberts Kopf eingetreten. Im Prozess war Robert ein Schmerzensgeld von 100.000 Euro zugesprochen worden, seinen Eltern und seiner Schwester je 10.000 Euro.
Nina Job
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