V-mann-Affäre: Mario W. vor Gericht - Vom Star des LKA zum Feind

Die Verteidiger der angeklagten Beamten im Prozess um die V-Mann-Affäre in Nürnberg zweifeln seine Glaubwürdigkeit an. Nur ein "Spielchen", sagt der Anwalt des Belastungszeugen.
von  Helmut Reister
Mario W. (r.) mit seinem Anwalt Alexander Schmidtgall.
Mario W. (r.) mit seinem Anwalt Alexander Schmidtgall. © dpa

Nürnberg - Sechs Jahre lang hat er im Auftrag des Bayerischen Landeskriminalamts (LKA) als V-Mann die Rocker-Gang "Bandidos" ausgeforscht. In dieser Zeit war Mario W. für manche ein Held. Inzwischen ist er für das LKA zum absoluten Feind mutiert. Anfang Dezember hätte der einstige Undercover-Agent vor dem Nürnberger Landgericht als Zeuge aussagen sollen. Dort sitzen sechs LKA-Beamte auf der Anklagebank, die an einem Diebstahl von Mini-Baggern in Dänemark und einer Vertuschungsaktion beteiligt gewesen sein sollen (AZ berichtete). Dazu, dass sie sich als Angeklagte verantworten müssen, hat W. wesentlich beigetragen.

Zu Wort kam der ehemalige V-Mann des LKA im Gerichtssaal zunächst nicht. Aus den Reihen der Verteidiger wurden Zweifel an der Glaubwürdigkeit des V-Manns geäußert. Das Gericht lässt ihn deshalb begutachten. Ende Februar folgt der nächste Anlauf von Mario W. im Zeugenstand.

Alexander Schmidtgall, sein Anwalt, hat dafür nur ein müdes Lächeln übrig. "Das Spielchen, die Glaubwürdigkeit meines Mandanten in Zweifel zu ziehen," sagt er, "kennen wir ja schon. Damit ist das LKA aber schon einmal auf die Nase gefallen." Das "Spielchen", von dem der Jurist spricht, ist ein Verfahren, das zwischen 2011 und 2016 auf zwei Prozessebenen in Würzburg lief. Mario W. war der Angeklagte – wegen Drogen-Dealerei.

LKA-Beamte logen vor Gericht

Dafür wurde er zu einer Gefängnisstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt. In den Prozessen schilderte W. die brisanten Einzelheiten über sein Engagement beim LKA. "Auch damals wurde seine Rolle heruntergespielt und seine Aussagen als unglaubwürdig dargestellt. Dabei waren es die LKA-Beamten, die damals als Zeugen gelogen haben, dass sich die Balken biegen. Da wären Glaubwürdigkeitsgutachten wesentlich sinnvoller gewesen", schimpft Schmidtgall.

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