US-Zölle auf Autos? "Dann leidet vor allem Oberbayern"

Der Professor Gabriel Felbermayr leitet das ifo Zentrum für Außenwirtschaft. Mit der AZ spricht er über die geplanten Importzölle der USA und die möglichen Auswirkungen auf Deutschland.
AZ: Herr Felbermayr, die deutschen Auto-Exporte in die USA könnten laut ifo um 50 Prozent einbrechen, sollten die USA Importzölle von zusätzlichen 25 Prozent erheben. Wie kann man diese Zahl so genau wissen?
Gabriel Felbermayr: Hier handelt es sich um ökonometrische Schätzungen und die Anwendung eines Modells des allgemeinen Gleichgewichts. Es sind "Was wäre wenn"-Schätzungen. Aus empirischen Schätzungen wissen wir, wie sich die Nachfrage nach Kfz aufgrund von permanenten Zöllen langfristig ändert. Aber das ist ein Durchschnitt über viele Länder und über alle Arten von Autos.
Vielleicht verhält es sich mit deutschen Autos anders, die angeblich mehr gefragt sein sollen als die anderen?
Vielleicht reagieren amerikanische Nachfrager anders, aber das kann niemand wissen. Daher die Durchschnittsbetrachtung. Es geht auch nicht um das Käuferverhalten per se, sondern um die Änderung der Nachfrage in den USA nach Autos made in Deutschland. Ein Teil der Anpassung wird durch die Autokonzerne stattfinden, welche Teile der Produktion in die USA verlagern werden. Das lindert die Schmerzen der Aktionäre, nicht aber der deutschen Arbeitnehmer.
Wird Niederbayern unter den US-Zöllen leiden?
Wie hoch wäre die Bedrohung von deutschen Arbeitsplätzen, wenn auch der chinesische Autoabsatz stockt? Folgt eine große Krise?
Die Automobilbranche ist eine Schlüsselbranche für Deutschland, ganz besonders in Nieder- und Oberbayern. Geht es der Branche schlecht, leiden diese Regionen. Die Wachstumsschwäche Chinas, Trumps Zölle, die Unsicherheit über die Zukunftsfähigkeit der deutschen Autos – zusammen fällt das schon ins Gewicht. In Summe sind schnell 100.000 Arbeitsplätze und mehr in der Autobranche und den Zuliefersektoren betroffen.
Wie können Ihrer Meinung nach cleveren Gegenmaßnahmen aussehen?
Die EU hat ja schon auf Trumps Stahl- und Aluzölle mit einer gut zusammengestellten Liste an Gegenzöllen reagiert. Sie erinnern sich an Harley Davidson, Bourbon Whiskey, Erdnussbutter und Jeans. Eine neue Liste ist nun für Autozölle ausgearbeitet worden. Sie würde ihre Wirkung nicht verfehlen, und in den USA den Widerstand gegen Trumps Politik anheizen. Im schlimmsten Fall müsste die EU sich auch überlegen, wie sie dort angreifen kann, wo die Amerikaner wirklich Geld verdienen. Das wäre im Bereich digitaler Dienstleistungen, zum Beispiel mittels einer Steuer auf Umsätze digitaler Konzerne in der EU.