Unwiderstehliche Klischee-Melange
Nürnberg - Der Kanadier Danko Jones erlebt zur Zeit einen Höhenflug und begeistert mit seiner Energie im rappelvollen Nürnberger Hirsch
Entschuldigung, aber Danko Jones ist eine Drecksau. Eine nette und sehr humorbegabte zwar auch, aber eben genau das. Diesen Titel hat sich die kanadische Bühnenfigur in vier Alben und unzähligen Liveauftritten hartnäckig erspielt. Kaum ein anderer Künstler des an munteren Zweideutigkeiten nicht armen Schweinerock-Gernes singt derart oft und explizit über Sex. In allen Variationen, von Oral bis – hier ist der Fantasie des Lesers keine Grenze gesetzt. Beispiele gefällig? Das neueste Album ist „Below The Belt“ betitelt, also „Unter der Gürtellinie“. Da gibt es dann so hübsche Texte wie „Screw your girl in the back of my Cadillac“. Dass neben (und wegen) den – das sollte man vielleicht noch erwähnen: als Parodie auf Rockklischees zu verstehenden – Schmuddeligkeiten Danko Jones einer der gefragtesten und besten klassischen Hart-Rocker zur Zeit ist, beweist sein vor Energie nur so strotzender Auftritt im Nürnberger Hirsch. Und auch, dass der Club aus allen Nächten platzte.
Das Trio um den kleinen, aus Prinzip schwarz gekleideten Sänger und Gitarristen, bollert mit einer atemberaubenden Energie von der Bühne herunter, die auch die Franken in den hintersten Reihen heiß erwischt. Wann klatscht in Nürnberg schon mal ein Club euphorisch bis in die letzte Reihe? Danko Jones ist zur Zeit ganz klar auf einem Höhenflug – auch auf einem kreativen. Zum ersten Mal singt er richtig, anstatt nur in wahnwitziger Geschwindigkeit seine Texte ins Publikum zu schreien. Dazu kommt vordergründig einfach gestrickter, schneller 1-2-3-4-Riffrock zwischen den MC5 und AC/DC, ein sardonisches Grinsen, schwarzhumorige Ansagen und übertriebenes Gepose. Die selbstbewusste Klischee-Melange ist unwiderstehlich. Nach knapp 90 Minuten ist der Applaus frenetisch. mm
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