Unter der Kuckucksuhr

Der andere Blick auf die Szene (Teil III): Wie viel Organisation braucht das KunstKulturQuartier?
von  Abendzeitung
Sein äußeres Profil soll bleiben, wie es ist: Das KuKuQ-Hauptquartier, einstiges K4 und Künstlerhaus, am Königstor.
Sein äußeres Profil soll bleiben, wie es ist: Das KuKuQ-Hauptquartier, einstiges K4 und Künstlerhaus, am Königstor. © Klaus Schillinger

NÜRNBERG - Der andere Blick auf die Szene (Teil III): Wie viel Organisation braucht das KunstKulturQuartier?

Vertikal und horizontal vernetzen“, sagt Matthias Strobel. Er sitzt – vertikal gesehen – ganz oben im KuKuQ (sprich: Kuckuck) und vor seinem Schreibtisch an der Wand tickt eine Kuckucksuhr. Matthias Strobel ist ein Mann mit Humor und GründungsChef des KuKuQ.

Das wiederum wurde vor rund eineinhalb Jahren vom Stadtrat beschlossen und umfasst nun von der Kunst- über die Tafelhalle, das Filmhauskino und das K4 bald auch die Fränkische Galerie in der Blumenstraße.

Doch bei all dem Zusammenschließen, sagt Matthias Strobel, soll das äußere Profil nicht verändert werden. Aha. Sondern die Veränderung passiert im Innern. Noch ein Aha, weil man sich schon irgendwie fragt, warum man dann zusammenschließt. Das hat doch alles bisher auch geklappt. Aber da kommen nun die vertikalen und horizontalen Ebenen zum Tragen.

Also, dass, so erklärt das Matthias Strobel, die Räume und die Ausstattung und die Techniker vernetzt werden. Das KuKuQ, so könnte man es verstehen, will einen riesigen Raumplan schaffen, damit alle im KuKuQ zusammengefassten Zimmer und Säle auch immer ordentlich belegt und bespielt sind. Ein Beispiel: Das FilmhausKino veranstaltete eine Lesung mit Volker Schlöndorff. Die fand aber in der Tafelhalle statt, denn dort passten mehr Menschen hinein als in das Kino im K4. Oder der Musikverein will ein Konzert machen, für das ein größerer Saal als der Festsaal schön wäre — kein Problem, dann eben ab in die Tafelhalle.

Zusätzlich sollen aber auch – und da sind wir im Vertikalen – die Inhalte ausgeweitet und vernetzt werden.

Denn vielleicht, so die KuKuQ-Theorie, muss man die Nürnberger mit sanftem Nachdruck auf die Kultur stoßen. Also, dass etwa im K4, Verzeihung, KuKuQ, eine Vernissage stattfindet, zu der auch gleich nebenan ein passendes Konzert oder eine Lesung veranstaltet wird, von einer der vielen Gruppen im Haus.

Die Hoffnung: Wenn der Nürnberger an sich schon mal sein Haus verlässt, und man ihm dann auf der Vernissage unmissverständlich klar macht, dass er am gleichen Ort auch noch ein bisschen mehr machen kann, vielleicht sogar ohne mehr Geld auszugeben, dann guckt sich der Nürnberger sogar noch eine Lesung oder ein Konzert zusätzlich zur Vernissage an.

Nur: So richtig nach einem schlüssigen Gesamt-Konzept klingt das noch nicht. Hinzu kommt, dass Matthias Strobel selbst das KuKuQ etwas misstrauisch, so möchte man meinen, als „Projekt“ bezeichnet. Das ist schon bezeichnend.

Mit einem Projekt kann man auch wieder aufhören. Das will Matthias Strobel aber nicht. Im Gegenteil, spätestens 2014, 2015, soll das KuKuQ mit dem „dritten Bauabschnitt“ fest in die Kulturlandschaft zementiert sein.

„Der dritte Bauabschnitt“ ist der radikale Umbau eines Großteils des jetzigen K4. So könnte etwa die Bühne im Festsaal „gedreht“ werden, könnten neue oder alte Eingänge entstehen, Zentralcafé und Komm-Kino verlegt werden. Aber, puh, das ist noch Zukunftsmusik. Bis dahin sagt Matthias Strobel: „Wir machen ja kein Programm, das überlassen wir den anderen. Wir organisieren nur“. Der Gründungschef als Bauherr und Belegungsplan-Zeichner.

„Den Job habe ich mir am Anfang leichter vorgestellt“, sagt der sonst eher fröhliche Strobel mit einem Anflug von Traurigkeit. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele bürokratische Kleinigkeiten gibt, um die man sich kümmern muss“. Fragt man ihn, wie viel Kulturfreak und wieviel Bürokrat in ihm steckt, antwortet er mit Adorno: „Jede öffentliche Kultur braucht Organisation und Administration.“ Da mag er recht haben, der Chef mit der Kuckucksuhr im Arbeitszimmer. Aber muss es gleich so viel Organisation sein, fragt man sich. Martin Mai

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