"Unsozialer geht's nicht!": SPD Sachsen-Anhalt will Bayern wegen Lehrerklau verklagen

München/Magdeburg - In vielen Schulen ist es schon jetzt ein Löcherstopfen: Es herrscht Lehrermangel, im Freistaat, aber auch deutschlandweit. Im März veröffentlichte der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) Zahlen, nach denen 4.000 Vollzeit-Lehkräfte fehlen.
Lehrermangel in Bayern: Prämie soll Bewerber anlocken
Das Kultusministerium will deshalb unter anderem mit einer Prämie von 3.000 Euro Bewerber anlocken – auch aus anderen Bundesländern. Das erzürnt nun die SPD Sachsen-Anhalt massiv. "Hier werden nicht nur die Anstandsregeln zwischen den Bundesländern mit Füßen getreten – es zeigt sich einmal mehr, mit welchen Allmachtsphantasien die bayerische Staatsregierung unter Führung von Markus Söder (CSU) agiert", teilen die Landesvorsitzenden Juliane Kleemann und Andreas Schmidt mit.

Die ostdeutschen Sozialdemokraten drohen nun mit juristischen Konsequenzen, sollte der Freistaat seine Pläne in die Tat umsetzen: "Sollte die Abwerbung Realität werden, müsste Sachsen-Anhalt Bayern auf Zahlung der Ausbildungskosten für die abgeworbenen Lehrer verklagen", sagte der SPD-Landesvorsitzende Andreas Schmidt. Kleemann holt gleich zum Rundumschlag gegen den Freistaat aus: "Die Bayern schmarotzen beim Ökostrom aus dem Norden und hauen dann ihre Nichtinvestitionen in Nachhaltigkeit für Marketing- und Abwerbekampagnen raus", sagte sie. "Unsozialer geht's nicht! Und die nennen sich christlich und sozial."

Prämie für Lehrer-Bewerber: Sachsen-Anhalt droht Bayern mit Klage
Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) hatte die "Regionalprämie" vergangene Woche vorgestellt, mit der man Lehrkräfte vor allem in die ländlichen Regionen locken will.
Die zu versteuernde Prämie könnten alle erhalten, die ab dem kommenden Schuljahr als Lehrkräfte beim Freistaat Bayern in ein Beamten- oder unbefristetes Angestelltenverhältnis neu eingestellt würden. Auch wer sich aus einem anderen Bundesland nach Bayern in eine Prämienregion versetzen ließe, erhalte das Geld. Im Gegenzug müssen Lehrer mindestens zwei Jahre in der Prämienregion tätig sein.
Das Kultusministerium teilte am Montag auf AZ-Anfrage mit: "Der Vorstoß der SPD Sachsen-Anhalt ist völlig unverständlich." Da sich die Prämie sowohl an inner- als auch an außerbayerische Bewerberinnen und Bewerber richte, könne "von einer gezielten Abwerbung von Lehrkräften aus anderen Bundesländern nicht die Rede sein". Zudem sei es seit vielen Jahren Praxis, dass sich Lehrkräfte aus anderen Bundesländern für den Schuldienst in Bayern bewerben können - und umgekehrt.