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Für 50 Millionen hat sich die BayernLB eine Luxusherberge am Obersalzberg gebaut – teueres Wunschprojekt von Ex-Minister Faltlhauser
von  Abendzeitung
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Für 50 Millionen hat sich die BayernLB eine Luxusherberge am Obersalzberg gebaut – teueres Wunschprojekt von Ex-Minister Faltlhauser

MÜNCHEN/BERCHTESGADEN Das Fünf-Sterne-Intercontinental „Berchtesgaden Resort“ am Obersalzberg genügt höchsten Ansprüchen: Grandiose Bergkulisse, Blick auf den Watzmann, eigener Hubschrauber-Landeplatz, ein prämierter Sauna- und Badebereich auf 1400 Quadratmetern, großzügige Suites und Appartements. Für eine Nacht im „King Bed Executive Studio“ zahlen zwei Erwachsene Ende Dezember zwischen 276 und 482,50 Euro.

Auch Mitarbeiter und Geschäftspartner der BayernLB genießen von Zeit zu Zeit das Ambiente des Resorts – allerdings in „sehr geringem Umfang“, teilte die Bank am Dienstag mit. Der Obersalzberg ist für kurze Konferenzen zu weit weg von München, und dicke Spesenrechnungen will sich die Landesbank in Zeiten der Milliarden-Löcher wohl auch nicht leisten. „Nicht mehr und nicht weniger als durch Siemens, Audi oder BMW“, beschreibt auch Hoteldirektor Thomas Bauer der AZ die Betten-Belegungen durch die BayernLB. Die Zahl der Übernachtungen ist keine Nebensächlichkeit – denn die Bank hat das Hotel 2005 für rund 50 Millionen Euro gebaut und an die Interconti-Gruppe verpachtet. Zudem habe sie zugesagt, bis zu 40 Prozent der Konferenzräume und bis zu 20 Prozent der Betten zu nutzen, berichtet die „SZ“. Für den Fall, dass die Zusage nicht eingehalten werde, habe die Bank finanziellen Ausgleich versprochen.

Als treibende Kraft hinter dem merkwürdigen Engagement der BayernLB wird der frühere bayerische Finanzminister Kurt Faltlhauser angeführt. Er habe, um dem „strukturschwachen Raum“ Berchtesgaden auf die Sprünge zu helfen und um Neonazis von dem einstigen Hitler-Refugium am Obersalzberg fernzuhalten, die Landesbank zum Bau des Hotels verdonnert.

Resort-Direktor Thomas Bauer widerspricht dem Bericht allerdings zum Teil: Weder habe es eine Belegungs-Zusage durch die BayernLB gegeben, noch sei eine Ausgleichszahlung für ausbleibende Buchungen gezahlt worden. Auch die Bank dementiert: Zwar sei während der Planungen für das Hotel über eine Belegungszusage durch die BayernLB diskutiert worden, doch „wurde dies nie umgesetzt“, so ein Sprecher zur AZ.

Trotzdem wirft das Engagement der BayernLB am Obersalzberg im Nachhinein Fragen auf. Ließ sich die Bank allzu bereitwillig als Geldgeber für ein persönliches Steckenpferd Faltlhausers missbrauchen? Vom Sparkassenverband, dessen Präsident Siegfried Naser als Vizechef des Verwaltungsrats der BayernLB das Hotelprojekt mit beschlossen haben soll, war dazu am Dienstag keine Erklärung zu erhalten. Ein Sprecher der Landesbank verteidigte die 50-Millionen-Investition: Sie hätte sich seit 2005 zwar noch nicht ausgezahlt,doch könne dies durchaus noch passieren. Immerhin laufe das Hotel so gut, dass erst heuer neue Tagungs-Räume eingeweiht wurden. sun

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