Unser Radrennen – vor dem Aus?

Keine Sponsoren, keine Zuschauer: Nürnberg sagt die Deutsche Meisterschaft ab. Findet die Veranstaltung künftig nur noch ohne Profis statt?
von  Abendzeitung

Keine Sponsoren, keine Zuschauer: Nürnberg sagt die Deutsche Meisterschaft ab. Findet die Veranstaltung künftig nur noch ohne Profis statt?

NÜRNBERG Der deutsche Radsport versinkt im Doping-sumpf. ARD und ZDF steigen aus der Berichterstattung über die Tour de France aus. Die Deutschland-Tour 2009 wurde abgesagt. Und jetzt steht auch die Deutsche Straßenmeisterschaft auf der Kippe. Die Stadt Nürnberg hat dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) jedenfalls einen Korb erteilt: Die Rennen werden nicht, wie ursprünglich einmal geplant, Ende Juni rund um die Nürnberger Altstadt stattfinden.

Rudolf Scharping blitzte ab

BDR-Präsident Rudolf Scharping hatte mehrfach im Nürnberger Rathaus vorgesprochen. Der ehemalige SPD-Chef hatte seine Genossen im Rathaus massiv zu überzeugen versucht, die Meisterschaft 2009 durchzuführen. Vergeblich. OB Ulrich Maly (SPD) und Sportbürgermeister Horst Förther (SPD) blieben hart. „Die Meisterschaft wird im nächsten Jahr nicht in Nürnberg stattfinden. Der Radsport ist nicht in der Form, dass man eine solche Veranstaltung hinbekommen kann“, sagt Förther. Sponsoren seien derzeit keine zu finden, und auch das Interesse der Zuschauer an einem weiter Radrennen rund um die Altstadt sei sehr gering.

Denn am traditionellen Rennen auf dem Rundkurs um die Stadtmauer Anfang September will Förther auch im nächsten Jahr festhalten. „Dafür haben wir die Sponsoren. Das kostet den Steuerzahler nichts“, sagt er. Ob es im nächsten Jahr allerdings noch Rad-Profis geben wird, die starten könnten, ließ Förther offen. Von den Doping-Sportlern hat er sowieso genug. War der Tour-Dritte Bernhard Kohl heuer doch Zugpferd beim Altstadt-Kriterium. Jetzt hat er zugegeben, dass er gedopt hat. „Ich fühle mich von ihm hinters Licht geführt“, schimpft Förther. Und hofft auf die Profi-Damen. „Auch wenn die bei der Bevölkerung noch nicht so ankommen“.

Jedermann-Rennen immer beliebter

Auch ein Altstadtrennen ganz ohne Profis kann er sich vorstellen. „Das ist sowieso mehr ein Volksfest. Und es gibt so viele begeisterte Freizeit-Radler, die hervorragende Leistungen bringen. Für die wäre es schade, wenn es das Rennen nicht mehr geben würde.“ Auch der Erfinder des Radrennes, Alt-OB Peter Schönlein, kann sich das vorstellen: „Auch ohne Profirennställe ist das Rennen attraktiv“, sagt er. „Die Anmeldungen zum Jedermann-Rennen sind in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen.“

Irgendwann, da ist sich Förther sicher, „wird der Radsport wieder auf die Beine kommen“. Bis dahin soll das Radspektakel rund um die Altstadt durchhalten – wenn auch im Kleinformat. Mit 50.000 statt einst 200.000 Besuchern. Michael Reiner

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