Unser ältestes Christkind erzählt seine Geschichte

Vor fast 50 Jahren stand die Nürnberger Schauspielerin Irene Brunner im Gold-Gewand auf der Empore der Frauenkirche. Noch heute leuchten ihre Augen, wenn sie daran zurückdenkt
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Irene Brunner als Nürnberger Christkind: Dieses fast 50 Jahre alte Foto hütet sie wie einen Goldschatz.
bayernpress.com Irene Brunner als Nürnberger Christkind: Dieses fast 50 Jahre alte Foto hütet sie wie einen Goldschatz.

Vor fast 50 Jahren stand die Nürnberger Schauspielerin Irene Brunner im Gold-Gewand auf der Empore der Frauenkirche. Noch heute leuchten ihre Augen, wenn sie daran zurückdenkt

NÜRNBERG Auf den Tag genau 49 Jahre ist es her, als Irene Brunner (76) so aufgeregt war, wie nie zuvor in ihrem Leben.

Im Engelsgewand aus Rauschgold, einem hauchdünnen Metall, stand sie oben auf der Empore der Frauenkirche. Sie blickte hinunter auf Abertausende von Menschen, die sich am Hauptmarkt zwischen den Buden drängten – und hoffte inständig, dass alles gut gehen würde. Es ging gut! Ihr erster Auftritt als Nürnberger Christkind gelang perfekt.

Ein halbes Jahrhundert später leuchten Irene Brunners Augen immer noch, wenn sie an diese Zeit zurückdenkt. „Ja“, sagt Nürnbergs dienstältestes Christkind, „es war eine große Ehre für mich. Und ich war sehr stolz darauf.“

Sie kennt noch jedes einzelne Wort des Textes

Von 1961 bis 1969 schlüpfte die Schauspielerin alljährlich in die Rolle des Christkinds, was mehr für sie als nur ein „gewöhnlicher“ Auftritt im Schauspielhaus war: „Für einige Minuten war ich Repräsentantin einer berühmten Stadt und des weltberühmten Christkindlesmarkts. Alle Blicke waren auf mich gerichtet. Ich war so konzentriert, dass ich die Kälte nicht mehr wahrgenommen habe. Ich hätte nicht einmal sagen können, ob es regnet oder schneit.“

An diesem Freitag wird es umgekehrt sein. An diesem Freitag steht sie unten in der Menge und wird ihre Blicke hinauf zur Empore werfen, wenn das Christkind den Eröffnungsprolog für den Christkindlesmarkt spricht.

Natürlich kennt sie noch jedes einzelne Wort des Textes. Und es wird auch wieder so sein, dass sie das Gefühl hat, selbst dort oben zu stehen. Die Finsternis rund um den Hauptmarkt, der beleuchtete Taktstock des Dirigenten, die Stecknadel-Stille vor dem Prolog, das Lampenfieber: Diese Eindrücke haben sich unauslöschlich in ihre Gefühlswelt eingebrannt.

Beworben um das Ehrenamt, wie es längst zur Gepflogenheit geworden ist, hat sich Irene Brunner damals nicht. Die gelernte Bürokauffrau, die in der Siedlung am Nordostbahnhof geboren wurde und schon immer Schauspielerin werden wollte, war kurz zuvor vom Schauspielhaus engagiert worden.

„Nach einer Probe kam Friedrich Bröger, unser Dramaturg, zu mir und sagte ,Du bist heuer das Christkind’. Das war’s“, erinnert sich Irene Brunner, der man ihr Alter nicht einmal ansatzweise ansieht. Gezögert hat sie keine Sekunde – und wurde dadurch Nachfolgerin ihrer Kollegin Sofie Keeser (†75), die das erste Christkind der Nachkriegsgeschichte war und 13 Jahre lang in diese Rolle schlüpfte.

Helmut Reister

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