Unheimlicher Asien-Pilz lässt Nürnbergs Eichen sterben!

Auch andere Bäume sind betroffen: Der Schädling ist eine Folge des Klimawandels.
von  Abendzeitung

Auch andere Bäume sind betroffen: Der Schädling ist eine Folge des Klimawandels.

NÜRNBERG Kein Baum ist so symbolbehaftet wie die Eiche. In alten Religionen war der mächtige Baum heilig. Sein Laub ziert unter anderem die Schulterklappen vieler Offiziere. Die 1-, 2- und 5-Cent-Münzen schmücken sich mit einem Eichenzweig auf der Rückseite. In vielen Volksliedern wird der Baum mit dem wertvollen Hartholz besungen. Beginnen die Lieder bald mit „Es war einmal...?“ Denn in Nürnberg setzt ein Pilz den 15.256 Eichen im Stadtgebiet derart zu, dass Fachleute vom Eichen-Sterben sprechen. Erste Bäume mussten schon gefällt werden.

Der Grund, warum die Eiche schwächelt, trägt den lateinischen Namen „Phytophthora“ und ist ein hartnäckiger Pilz. Der Parasit kommt normalerweise in Asien vor. Dort sind die Bäume allerdings gegen ihn resistent. Doch durch den Klimawandel ist er auch bei uns heimisch geworden. Er befällt das feine Wurzelwerk, vor allem nach starkem Regen, nach milden und feuchten Wintern und in Trockenperioden.

Internationale Forscher sollen bei einer Fachtagung in Nürnberg helfen

Ist der Baum befallen, schwächelt er und ist damit idealer Nährboden für andere Parasiten wie den Hallimasch-Pilz. Der war der Grund für das Baumsterben im Colleggarten in der Nordstadt. Viel weiß Umweltreferent Peter Pluschke über den Zerstörungsgrad, den der Pilz anrichtet, noch nicht. „Es sind schon Eichen daran eingegangen. Aber wie viele, das wissen wir noch nicht.“ Internationale Forscher sollen im Herbst bei einer Fachtagung in Nürnberg helfen, sich ein Bild zu machen. Die Baum-Experten haben den Patient Eiche in Australien beobachtet, wo der Pilz „dramatische Folgen ausgelöst hat“, so Pluschke.

Hier in Nürnberg kann zunächst nur an den Symptomen des Pilzes herumgedoktert werden. Die Bäume erhalten Infusionen mit nährstoffreicher Flüssigkeit, die sie widerstandsfähiger gegen den Mini-Killer machen sollen.

Das Eichensterben ist kein rein fränkisches Problem: Wissenschaftler der Technischen Universität München haben in 35 bayerischen Eichenbeständen die Wurzeln von 217 gesunden und kranken Eichen untersucht. Sieben bekannte Pilzarten der Gattung Phytophthora wurden gefunden, aber auch drei neue, bisher unbekannte Arten.

Und: Es wird wohl nicht nur beim Eichensterben bleiben – „mindestens die Linde ist ebenfalls befallen“, weiß Pluschke.

Susanne Will

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