Unfälle bei Blaulicht-Einsätzen: bundesweite Zahlen fehlen
Würzburg - Experten kritisieren den Mangel an Daten zu Unfällen bei Einsatzfahrten von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten. "Unfälle bei Einsatzfahrten werden eher unter den Teppich gekehrt", sagte der Münchner Anwalt Alexander Stevens. "Tatsächlich ist es ein Problem, dass es keine offiziellen Zahlen gibt", erklärte auch Maria Prohn, die sich am Münchner Institut für Notfallmedizin mit Fahrsicherheit beschäftigt.
"Keine Organisation traut sich an dieses brisante Thema heran, weil es auf mögliche Fehler hinweist", sagte der Verkehrsrechts-Professor Dieter Müller von der Polizeihochschule Sachsen. Anwalt Stevens hat für seine Doktorarbeit untersucht, wie Gerichte, Staatsanwaltschaften, Polizei und Rettungsdienste Unfälle behandeln. Verfahren und Urteile gibt es dem Ergebnis zufolge so gut wie nie.
Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) hat für die Deutsche Presse-Agentur Zahlen ausgewertet. Demnach gab es von 2015 bis 2017 bundesweit rund 470 Einsatzfahrt-Unfälle. Allerdings sind dies nur Unfälle, bei denen nicht verbeamtete Einsatzkräfte mehr als drei Tage arbeitsunfähig waren. Unfälle von Beamten und glimpflicher ausgegangene Unfälle sind nicht enthalten. Und es ist nur eine Hochrechnung.
Fachleute vermuten, dass die Unfallhäufigkeit zunimmt, da die Verkehrsdichte und die Zahl der Einsatzfahrten steigen. Fahrsicherheitstrainings für Einsatzkräfte sollen die Gefahr reduzieren helfen. Aber auch Autofahrer müssten dazulernen, heißt es. Viele Leute glaubten zum Beispiel, sofort rechts ranfahren zu müssen, wenn ein Einsatzwagen nahe, sagt Bernd Spengler, Fachanwalt für Rettungsdienstrecht in Würzburg. "Aber manchmal macht man die Fahrbahn schneller frei, wenn man erst ein paar Meter weiterfährt."