Interview

"Das sehen wir mit Sorge": Womit Bayern nach dem Trump-Sieg rechnen muss

Nicht nur hohe Zölle: Mit dem neuen alten Präsidenten der USA kommt wenig Gutes auf die Unternehmen hierzulande zu. Gerade im Freistaat mit seinen Autobauern muss man sich auf einiges gefasst machen, warnt der Hauptgeschäftsführer der vbw Bertram Brossardt.
Martina Scheffler
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
5  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Erwartet wenig Gutes vom neuen alten US-Präsidenten: Bertram Brossardt, vbw-Hauptgschäftsführer.
Erwartet wenig Gutes vom neuen alten US-Präsidenten: Bertram Brossardt, vbw-Hauptgschäftsführer. © Sven Simon/imago

Der 64 Jahre alte Bertram Brossardt wurde in Neustadt/Weinstraße geboren und ist studierter Jurist. Seit 2005 ist er Hauptgeschäftsführer der vbw - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft sowie von bayme - Bayerischer Unternehmensverband Metall und Elektro und vbm - Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die AZ hat mit ihm darüber gesprochen, was wirtschaftlich von einem US-Präsidenten Donald Trump zu erwarten ist.

Für deutsche Autobauer wie BMW sind die USA der mit Abstand wichtigste ausländische Absatzmarkt.
Für deutsche Autobauer wie BMW sind die USA der mit Abstand wichtigste ausländische Absatzmarkt. © Lennart Preiss/dpa

AZ: Herr Brossardt, wie stark ist die bayerische Wirtschaft vom Handel mit den USA abhängig, in welchen Branchen sind die Verflechtungen besonders stark?
BERTRAM BROSSARDT: Mit Ausfuhren im Wert von über 28 Milliarden Euro waren die USA 2023 der größte Exportmarkt für die bayerische Wirtschaft. Jeder achte durch Exporte verdiente Euro wurde in den Vereinigten Staaten eingenommen. Mit einem Handelsvolumen von 42,1 Milliarden Euro waren die USA hinter China auch insgesamt der zweitwichtigste Handelspartner des Freistaats. Für einzelne Branchen sind die USA sogar noch wichtiger. So gingen mehr als ein Viertel der bayerischen Exporte pharmazeutischer Erzeugnisse in die USA und auch für die für Bayern so wichtige Autoindustrie sind die USA der mit Abstand wichtigste ausländische Absatzmarkt. Im vergangenen Jahr ging jedes fünfte aus Bayern ausgeführte Auto dorthin. Insgesamt hatten die bayerischen Pkw-Exporte in die USA einen Wert von über acht Milliarden Euro. Neben der Bedeutung als Exportmarkt spielen die USA für uns aber auch eine elementare Rolle als Bezugsmarkt - insbesondere für unsere Energieversorgung. LNG aus den USA ist innerhalb kürzester Zeit ein zentraler Bestandteil der deutschen und europäischen Gasversorgung geworden.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

"Bayern wäre überdurchschnittlich betroffen"

Welche unter einem Präsidenten Donald Trump zu erwartende wirtschaftliche Entwicklung ist für Bayern besonders bedrohlich?
Als exportorientierte bayerische Wirtschaft sehen wir vor allem Trumps Ankündigungen von Strafzöllen auf US-Importe in Höhe von zehn bis 20 Prozent mit Sorge. Diese würden Produkte bayerischer Hersteller teurer und damit weniger wettbewerbsfähig auf dem US-Markt machen. Kommt es als Folge der US-Zollanhebungen zu Gegenreaktionen und dadurch zu einem allgemeinen Anstieg der Handelshemmnisse weltweit, wären Deutschland und Bayern als exportstarke Nationen überdurchschnittlich betroffen. Auch führen Trumps unberechenbarer Regierungsstil, eine mögliche Beendigung der Zusammenarbeit im EU-US-Handels- und Technologierat sowie ein möglicher Handelskrieg mit China zu großen Unsicherheiten bei den Unternehmen.

Donald Trump hat hohe Strafzölle auf US-Importe angekündigt.
Donald Trump hat hohe Strafzölle auf US-Importe angekündigt. © Evan Vucci/Ap/dpa

Ist für Bayern (und Deutschland) auch Positives von Trump zu erwarten?
Trump wird in seiner Wirtschaftspolitik an Deregulierung und Steuersenkungen für Unternehmen anknüpfen. In den USA produzierende bayerische Unternehmen können möglicherweise mit einer Reduzierung der Körperschaftssteuer rechnen. Eine weitere Senkung der Unternehmensteuern würde im aktuellen konjunkturellen Umfeld jedoch inflationstreibend wirken. Die Finanzierung der Steuersenkungen müsste über höhere Defizite erfolgen, was die Staatsschulden erhöht und somit die Stabilität der Gesamtwirtschaft gefährdet.

"Sein Stil wird für schwierige Jahre sorgen"

Welche Lehren kann die bayerische Wirtschaft aus Trumps erster Amtszeit ziehen, die jetzt hilfreich sein können?
Wenige. Denn sein Regierungsstil wird für vier schwierige und schwer kalkulierbare Jahre in den transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen sorgen. Klar ist aber: Wir müssen uns in besonderem Maße für die transatlantischen Beziehungen einsetzen. Auf Basis der gemeinsamen freiheitlich-demokratischen Fundamente brauchen wir einen engen politischen und wirtschaftlichen Schulterschluss. Protektionismus schadet dem Handel - auf beiden Seiten des Atlantiks.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
5 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • SL am 08.11.2024 20:37 Uhr / Bewertung:

    Zoll in der EU auf amerikanische Autos 10 Prozent. Zoll auf deutsche Autos in den USA 2,5 Prozent.

  • AufmerksamerBürger am 08.11.2024 13:32 Uhr / Bewertung:

    Er möchte von eigenem Versagen ablenken, andere sollen schuld sein, dass sich die deutschen e-Autos als unverkäuflich erweisen.
    Nicht nur Putin, jetzt ist auch noch Trump schuld, in der Schule waren das die Aussagen der Sitzenbleiber, die nichts gelernt haben und ihr Versagen dem Lehrer in die Schuhe schieben möchten.

  • Da Ding am 09.11.2024 00:06 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von AufmerksamerBürger

    Das was da gerade passiert nennt sich Kapitalismus. Daran hat weder Habeck schuld, noch kann es März oder gar Höcke lösen.
    Auf welcher Schule waren sie genau?

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.