Üble Internet-Abzocke: Stadträtin hat’s erwischt!

Vor dem Betrug sind alle Menschen gleich: SPD-Politikerin Opfer von Geldeintreibern!
von  Abendzeitung
SPD-Frau Renate Blumenstetter war fassungslos, als sie letzte Woche dieses Inkassoschreiben bekam.
SPD-Frau Renate Blumenstetter war fassungslos, als sie letzte Woche dieses Inkassoschreiben bekam. © bayernpress

Vor dem Betrug sind alle Menschen gleich: SPD-Politikerin Opfer von Geldeintreibern!

NÜRNBERG Die Nürnberger SPD-Stadträtin Renate Blumenstetter scheint Opfer einer skrupellosen Geldeintreiberfirma geworden zu sein. Letzten Donnerstag erhielt sie ein Schreiben von der Firma Proinkasso. Deren Forderung: 130,09 Euro! Diese Summe soll die Stadträtin dem Mandanten des Inkassounternehmens – „Europe Payment“ - schuldig sein. Zahlt sie nicht, droht Proinkasso mit Mahnbescheiden und Zwangsvollstreckung. Sogar einer gestandenen Frau wie Renate Blumenstetter wird es da mulmig: „Da kriegt man erstmal Angst.“

Proinkasso behauptet in seinem Brief, dass sich Renate Blumenstetter am Freitag, 15. Januar, um Punkt 17.48 Uhr auf der Gewinnspielseite LottoWin24.com – einer Seite vom „Gläubiger“ Europe Payment – mit ihren Kontodaten angemeldet habe. Als Beweis führt die Firma eine IP-Adresse (eine Computeradresse im Internet) an, die Renate Blumenstetter angeblich eindeutig zuordenbar sein soll. Die aber ist sich sicher: „Zu diesem Zeitpunkt war ich auf dem Weg zum Neujahrsempfang der SPD im Rathaus.“ Auch sonst hielt sich niemand in ihrer Wohnung auf, der sich über ihren Rechner im Internet getummelt haben könnte. „Ganz sicher habe ich mich nirgends angemeldet.“

Zum ersten Mal von LottoWin24 hörte Blumenstetter Anfang Februar. Da entdeckte sie eine Abbuchung auf ihrem Kontoauszug: „4,99 Euro haben die mir einfach abgebucht.“ Ohne zu zögern holte sie das Geld damals über ihre Bank zurück. Dafür bekam sie jetzt mit dem Inkassoschreiben die Rechnung.

Die Stadträtin ist kein Einzelfall

Renate Blumenstetter ist kein Einzelfall. Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt derzeit „wegen des Verdachts der Geldwäsche und des Betrugs“ gegen das Unternehmen Proinkasso, so Oberstaatsanwalt Manfred Knothe. Ob Proinkasso sogar in unternehmerischer Verbindung zu Mandaten wie Europe Payment steht, wird gerade untersucht. Außerdem warnte die Polizei Niederbayern im letzten Jahr gezielt davor, auf Geldforderungen von Proinkasso einzugehen. Auch der Verbraucherzentrale Bayern ist die Firma schon seit Jahren bekannt.

Zum Massenphänomen seien Inkassoschreiben, wie Renate Blumenstetter eines bekam, in den letzten fünf Jahren geworden, berichtet Tatjana Halm. Die Juristin der Verbraucherzentrale rät: „Sofort Widerspruch einlegen! Sonst droht unter Umständen auch noch ein Eintrag in die Schufa.“ Halm kann geschädigte Verbraucher aber auch beruhigen: „Die Beweispflicht liegt beim Anbieter, nicht beim Verbraucher! Eine IP-Adresse, also ein Besuch auf einer Homepage, ist kein Beweis für einen Vertragsabschluss.“ Kann der Anbieter nicht einwandfrei nachweisen, dass es einen gültigen Vertrag gibt, ist jeglicher Geldanspruch hinfällig.

Bleibt die Frage, wie das von Proinkasso vertretene Unternehmen Europe Payment an die Kontonummer von Stadträtin Renate Blumenstetter gekommen ist. „Es ist inzwischen sehr einfach, an solche Daten heranzukommen“, so Tatjana Halm. Mittlerweile werde ein Handel im großen Stil betrieben.

Halms Tipp: „Sobald ich persönliche Angaben im Internet machen muss, ist Vorsicht geboten!“ Augen offen halten nach versteckten Preishinweisen – und die AGB genau lesen sei dringend angeraten! Halm: „Ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen, muss man sich auf jeden Fall wehren!“ Marlina Pfefferer

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