Überfüllte Seen: Wie Gemeinden in Bayern mit Parkgebühren den Touristenansturm bremsen wollen

Den Besucheransturm regulieren durch kostenpflichtige Parkplätze: Das erhofft sich jetzt auch die Gemeinde Seefeld im bayerischen Landkreis Starnberg.
von  Maximilian Neumair
Zahlreiche Ausflügler sitzen bei Sonnenschein und hohen Temperaturen auf einem Steg am Wörthsee. Da können die Parkplätze der umliegenden Gemeinden gerne mal überquellen.
Zahlreiche Ausflügler sitzen bei Sonnenschein und hohen Temperaturen auf einem Steg am Wörthsee. Da können die Parkplätze der umliegenden Gemeinden gerne mal überquellen. © SvenHoppe/dpa

Seefeld - Wir befinden uns im Jahre 2023. Alle Ufergebiete der bayerischen Seenlandschaft sind von gebührenpflichtigen Parkplätzen besetzt. In ganz Bayern? Ja, seit Mai dieses Jahres schon.

Anders als die Gallier aus Asterix und Obelix will der Seefelder Gemeinderat nicht länger das "Dorf der Unbeugsamen" und damit die letzte Bastion kostenloser Parkplätze sein.

Die letzte Bastion in Bayern fällt: Auch Seefeld führt kostenpflichtige Parkplätze ein

"Ich sehe natürlich nicht ein, warum ich die einzige Gemeinde im gesamten Umkreis sein soll, die den Parkdruck der Großstadt München auffängt", sagt Seefelds Bürgermeister Klaus Kögel der AZ. Dadurch, dass alle Nachbargemeinden schon längst Parkgebühren verlangen, hat das viele Münchner nach Seefeld an den Wörth- und Pilsensee gelockt.

Dass diese letzte Zuflucht für Sparfüchse nun auch verloren ist, hat jedoch einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Kögel sieht das ganz locker: "Jede Gemeinde hat, wenn sie die Parkgebühren einführt, Probleme. Das haben auch meine Nachbargemeinden erzählt. Sie sagten: 'Du wirst in der ersten Saison, wo du das einführst, Gemaule von den Leuten haben.'" Keiner mag eben Veränderung, gerade wenn sie an den Geldbeutel geht.

Viele Münchner strömen an den Wochenenden an den Starnberger See

Von Inning über Wörthsee bis Herrsching – überall gab es erstmal Gegenwind. Doch schon in der zweiten Saison habe sich alles so eingependelt, dass "kein Mensch rummotzt". Das gibt Kögel Zuversicht. Aber haben die kostenpflichtigen Parkplätze bislang auch den gewünschten Effekt? Zumindest die Flut an Münchnern ebbt nicht ab: "Man kriegt den Naherholungsdruck nicht weg. Jetzt laufen die Leute 200 Meter weiter mit fünf Liegen, einem Tisch und zehn Badeenten unterm Arm", sagt Kögel.

Auch die Pressesprecherin der Gemeinde Herrsching am Ammersee sagt in Bezug auf die vielen Gäste zur AZ: "Das kann man gar nicht unter Kontrolle kriegen." Trotz begrenzter gebührenpflichtiger Parkplätze. Über den S-Bahn-Anschluss kommen eben trotzdem viele Tagesausflügler in den kleinen Ort mit der längsten Uferpromenade in Deutschland.

Steigen mit den neuen Parkgebühren nun mehr Menschen aus München auf den ÖPNV um?

Ob jetzt vermehrt auch Besucher von Seefeld auf den Öffentlichen Nahverkehr umsteigen, könne Kögel noch nicht mit Sicherheit sagen. Fest steht: An den Wochenenden ist es nach wie vor rappelvoll. Aber zumindest die Autos seien besser über den Ort verteilt und die Anwohner würden vermehrt ihre eigenen Parkplätze nutzen, was grundsätzlich erstmal mehr Flächen in Ufernähe freimache. Die Gemeinden am Chiemsee berichten hingegen, wie wirksam begrenzte und gebührenpflichtige Parkplatzmöglichkeiten sein können.

"Die Parkplatzkapazität ist so ausgelegt, was der Ort aufnehmen kann, ohne überlastet zu wirken", sagt etwa Stefan Reichelt, Bürgermeister von Chieming, Kreis Traunstein. Bürgermeister Herbert Strauch nutzt für seine Traunsteiner Gemeinde Übersee die erwirtschafteten Parkgebühren, um bei Schönwetterlagen den Verkehr über eine Sicherheitsfirma regeln zu lassen. "Es war noch nie der Fall, dass ich das Ufer mit seinen Angeboten nicht nutzen konnte, weil zu viele 'Andere' da waren", sagt Strauch.

Chiemsee : "Nach der Badesaison werden wir die Rückmeldungen besprechen"

Auch Beschwerden sind laut den Gemeinden am Chiemsee eher die Ausnahme. Wenn, dann kämen diese von den Tagesgästen, so Reichelt aus Chieming. Seefelds Bürgermeister Kögel hat hingegen gerade mit den eigenen Anwohnern zu kämpfen. "Die sagen natürlich: ‚Warum werden wir jetzt dafür bestraft, dass wir von Münchnern überrannt werden?'"

Deshalb sollen Kompromisse gefunden werden: Für die Leute, die tatsächlich keinen privaten Parkplatz mehr haben, könnte es etwa Jahreskarten für einen "Obolus" geben. "Wenn die Badesaison durch ist und wir alle Rückmeldungen zusammengefasst und die relevanten rausgepickt haben, werden wir uns besprechen", sagt der Bürgermeister. An den heißen Sommertagen gibt es zwar noch immer viele Besucher, aber für die Gemeinde immerhin etwas mehr Geld.

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