Ude: "Seehofer macht Hütchen-Spiele"

Münchens OB greift Seehofer an, bläst an allen Fronten zur Attacke und will die CSU erst bei den Narren in Franken und dann beim politischen Aschermittwoch aufmischen
von  Angela Böhm
Christian Ude (SPD) schießt sich auf Seehofer ein.
Christian Ude (SPD) schießt sich auf Seehofer ein. © dapd

Münchens OB greift Seehofer an, bläst an allen Fronten zur Attacke und will die CSU erst bei den Narren in Franken und dann beim politischen Aschermittwoch aufmischen

MÜNCHEN Seehofer-Herausforderer Christian Ude (SPD) bläst zur Offensive und kämpft jetzt an allen Fronten: Beim politischen Aschermittwoch sprengt er den altehrwürdigen Wolferstetter Keller (500 Plätze) in Vilshofen und zieht in eine Zelt für 3500 Leute auf dem Volksfestplatz. Zuvor probt er den Aufstand gegen Seehofer bei den Narren in Franken. Am Freitag erobert er deren Hochburg Veitshöchheim.

Seine Verkleidung für die Prunksitzung, die live im TV übertragen wird, hält Ude noch streng geheim. Seine scharfen Waffen aber, mit denen er Seehofer & Co. 2013 schlagen will, lässt er schon blitzen. Seehofers Schuldenabbau-Versprechen nennt er „karnevalesk”. Dem Ministerpräsidenten wirft er vor, „eine prächtig schimmernde Seifenblase” in die Welt gesetzt zu haben. Ude: „Das ist die größte finanzpolitische Angeberei des Kontinents.”

Schuldenabbauer erkenne man darin, dass sie Schulden abbauen, erklärt Ude und lobt sich selbst. Die Stadt München habe letztes Jahr 550 Millionen Euro getilgt. Seehofer will heuer starten und eine Milliarde zurückzahlen. Dafür bleibt er dem Pensionsfonds für Beamte 650 Millionen schuldig. Für Ude ist’s „Scharlatanerie”: „Das ist ein Hütchen-Spiel. Da werden die Schulden unter ein Hütchen gesteckt, die Hütchen dann so schnell verschoben, dass das Publikum nicht mitbekommt, wo sie versteckt sind.”

Das war der erste Streich. Der zweite folgt so gleich: „Erpressung” wirft er Seehofer vor beim Verkauf der 30000 GBW Wohnungen, die der maroden BayernLB gehören. Die sollen die Kommunen für eine Milliarde Euro übernehmen, damit die Bank ihre Schulden an den Freistaat zurückzahlen kann. „Jetzt müssen die Städte hunderte Millionen zusammenkratzen und als Retter in der Not auftreten, damit die Mieter nicht fallen gelassen werden”, wettert Ude. Der Freistaat stoße sich damit gesund, während er die Kommunen krank mache.

Für den Schlagabtausch am Aschermittwoch rüsten sich CSU und SPD bis unter die Zähne. 350 Biergarten-Garnituren stellten die Christsozialen bei ihrem schwarzen Hochamt in der Dreiländerhalle in Passau auf. Die Genossen fahren 325 Biertische in ihrem Zelt auf. Dazu hat der Wolferstetter Bräu, dessen Bier ausgeschenkt wird, extra 1500 SPD-Krüge anfertigen lassen. Nach CSU-Vorbild karrt die SPD diesmal mit 39 Bussen ihre Leute aus dem ganzen Freistaat an.

SPD-Generalsekretärin Natascha Kohnen euphorisch: „Ich könnte ja meinem CSU-Kollegen Alexander Dobrindt schreiben, ob wir tauschen wollen.” Aber der hat längst reagiert, heuer verstärkt für die schwarze Polit-Show getrommelt und seine Busflotte verstärkt. Schließlich könnte die Dreiländerhalle 7000 Leute fassen– doppelt so viel wie das rote Zelt in Vilshofen. 

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