Ude klagt: „Die Bayern-SPD ist ins Misslingen verliebt“

Münchens OB Christian Ude rechnet schonungslos mit den Genossen ab. Sein Vorwurf: Sie wollen gar keinen Erfolg
MÜNCHEN Immer wieder träumt die Bayern SPD davon, dass es irgendwann in einer unbekannten Zukunft wieder aufwärts geht. Dann klopfen sich die Genossen gegenseitig auf die Schulter – und halten sich insgeheim nicht für die Größten. Jetzt ätzt Bayerns populärster Politiker und erfolgreichster Roter gegen die eigenen Genossen: „Die SPD hat bei der Landtagswahl ihr schlechtestes Ergebnis nach dem Krieg eingefahren, und sie arbeitet fieberhaft daran, dass es so bleibt.“
Bereits nach dem Wahldebakel im September (bayernweit 18,6 Prozent) hatte Ude im AZ-Gespräch gefordert: „Die Bayern-SPD braucht neue Köpfe, die Wähler halten uns nicht für regierungsfähig.“
Jetzt legt Ude schonungslos nach: Die SPD komme nicht voran, „weil man doch in das Misslingen verliebt ist und mit Erfolgen nichts zu tun haben will“.
Das letzte Beispiel sei gewesen, dass die SPD eines ihrer besten Pferde für die Bundestagswahl im September 2009 auf den hinteren Listenplatz 17 verbannt hat: Den Münchner Bundestagsabgeordneten Axel Berg, der zweimal hintereinander als einziger SPDler in Bayern ein Direktmandat erobern konnte. Die profilierte Münchner Bundestagskandidatin Claudia Tausend steht auf der Bayernliste erst auf Platz 22.
Was Ude dabei nicht laut sagt: Da müssen sich auch die Genossen in München an die eigene Nase fassen. Denn im Unterbezirksvorstand wurde Berg vorher abgewatscht und auf den undankbaren dritten Platz (von vieren!) gereiht.
Doch vor der Bundestagswahl müssen die Genossen im Juni zittern. Dann ist Pfingsten die Europawahl. Da haben sie beim vorigen Mal in München mit 18,8 Prozent noch schlechter als die Grünen abgeschnitten (23,3 Prozent).
Dabei setzt Ude auf die schwierige Lage bei der CSU, um von der SPD abzulenken. „Die CSU hat ihre Probleme noch nicht hinter sich.“ Die Negativ-Serie mit Stoiber, Huber/Beckstein und der historischen Wahlniederlage mit dem Verlust der Alleinherrschaft sei noch nicht abgearbeitet.
Für die Europawahl im Juni habe sich die CSU mit der Kandidatur von Monika Hohlmeier in Franken einen Bärendienst erwiesen. Es sei fraglich ob es ihr gelinge, die Franken hinter sich zu bringen. Ude: „Ebenso unwahrscheinlich ist es, dass sich die Münchner CSU für sie die Hacken abläuft.“
Willi Bock