U-Bahn-Schläger: So tief steckt er im rechten Sumpf

NÜRNBERG Am Donnerstag wird das Justizgebäude zum Hochsicherheitstrakt. Ein Massenaufgebot von Polizeibeamten soll beim Prozess gegen den Neonazi Peter R. (24) für Ruhe und Ordnung sorgen. Im geschichtsbeladenen Sitzungssaal 600, wo sich nach dem Krieg die Vertreter des Nazi-Regimes für ihre Verbrechen verantworten mussten, prallen linke Aktivisten und rechte Kampfgenossen aufeinander. Den Internetseiten ist zu entnehmen: Die Stimmung ist auf beiden Seiten hochgradig geladen.
Mit Peter R., der laut Anklageschrift der Staatsanwaltschaft einen 17-jährigen Deutsch-Kurden im U-Bahnhof „Plärrer” fast zu Tode prügelte (AZ berichtete mehrfach), steht ein Mann vor Gericht, der im Netzwerk rechtsextremistischer Gruppen seit Jahren fest verankert ist – und Argumente gerne durch Fäuste und Stiefel ersetzt. Sein Gewaltausbruch in der U-Bahn im April letzten Jahres ist der schlimmste, aber beileibe nicht der erste.
Peter R., dem diesmal wegen Totschlagversuchs eine lange Haftstrafe droht, kam bis dato stets mit einem blauen Auge davon. Seine letzte Bewährungsstrafe resultiert aus dem Jahr 2008, als er anlässlich einer NPD-Kundgebung in Fürth zwei Teilnehmer einer Mahnwache verprügelte. Zuvor war er bereits in Forchheim aufgefallen, als er einen Mann mit Faustschlägen und Fußtritten schwer verletzte. Auf die gleiche Weise hatte er auch schon bei einer Sonnwendfeier von Neonazis in Uehlfeld (Kreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim) eine Frau traktiert. Bei einer Handvoll weiterer Schlägereien, die Peter R. anzettelte, war sich die Polizei nicht ganz sicher, inwieweit sie politisch motiviert waren.
Peter R. gilt als gewaltbereiter Neonazi
Bei den Staatsschützern gilt Peter R. schon lange als überzeugter, aktiver und gewaltbereiter Neonazi. Bei den Aufmärschen der Nazi-Szene, zum Beispiel in Gräfenberg, war er immer dabei. Ganz in dieses Bild passt auch seine ideologische Nähe zur rechtsextremen „Fränkischen Aktionsfront” (FAF), die wegen ihrer Verfassungsfeindlichkeit inzwischen verboten ist. Dort bahnten sich auch enge, bis heute bestehende Verbindungen zu Sebastian Schmaus (27) an, der für die rechte „Bürgerinitiative Ausländerstopp” im Nürnberger Stadtrat sitzt.
Nach dem vom Innenministerium verordneten Aus für die FAF gründete er die „Kameradschaft Fürth-Land”, die sich ideologisch von der FAF kaum unterscheidet. Peter R. macht aus seiner Gesinnung auch gar kein Hehl. Als Ermittler nach der U-Bahn-Attacke seine Wohnung durchsuchten, standen sie vor einem Hitlerbild im Flur. Helmut Reister