U-Bahn-Schläger: Kontakt zu braunem Stadtrat?
Dubiose Verbindung von Neonazi Peter R. zu Sebastian Schmaus von der NPD-Tarnliste - das Opfer der brutalen Attacke will sich vorerst nicht zum Ablauf der Tat äußern
NÜRNBERG/FÜRTH Die brutale U-Bahn-Attacke am Plärrer – noch ist der Ablauf weiter unklar. Das Opfer der Schlägerei will sich vorerst nicht zum Hergang der Tat äußern. Der 17-jährige Birol B.*, der am Vortag aus dem künstlichen Koma aufwachte, teilte am Mittwoch mit, er wolle sich erst einmal mit einem Anwalt beraten. Das berichtete eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Von seiner Aussage erhofft sich die Polizei aber wichtige Hinweise über den Ablauf der Schlägerei, bei der Birol B. in der vergangenen Woche lebensgefährlich verletzt worden war.
Klar ist bislang nur: Täter Peter R. (24) gehört zur regionalen Neonazi-Szene. Und die dreht offenbar seit Monaten an der Gewaltschraube. Vor allem in Fürth werden immer wieder Autos von Nazi-Gegnern demoliert, Hauswände beschmiert, Kritiker auf Flugblättern diffamiert. Der bisherige Sachschaden beträgt rund 20.000 Euro.
Brennpunkt Fürth
Nach der brutalen Attacke am U-Bahnsteig will nun ein Solidaritätskomitee – ein breites Bündnis aus Gewerkschaften, Initiativen, Politikern und Bürgern – das Thema „Neonazis in Fürth und der Region“ zur Sprache bringen. Schon am Samstag finden deshalb in Nürnberg und Fürth zwei Demonstrationen statt.
Am MIttwoch berichteten Mitglieder eines Solidaritätskomitees für Birol B. über ihre Einschätzung der rechtsextremen Umtriebe in der Region. Vor allem Fürth gilt als Brennpunkt. Der vorbestrafte Gewalttäter Peter R. habe auch Kontakte zum ebenfalls vorbestraften Nürnberger Stadtrat Sebastian Schmaus von der NPD-Tarnliste „Bürgerinitiative Ausländerstopp“: R. sei bei allen Prozessen gegen Schmaus im Gerichtssaal gesessen und selbst durch ähnliche Delikte aufgefallen. Zwei Fürther Kneipen gelten als Treffpunkt für Neonazis. Am Bahnhof und rund ums Rathaus komme es immer wieder zu Übergriffen.
Fürths OB Thomas Jung ermuntert daher zur Zivilcourage. „Aber viele haben Angst“, so Marius Vogel vom Solidaritätskomitee. Dass mit der Tat vom Plärrer „eine neue Dimension“ erreicht ist, räumt OB Jung ein. Er betont aber, dass die Fürther Neonazis keinen Rückhalt in der dortigen Bevölkerung hätten: „Bei uns sitzt die NPD nicht im Stadtrat.“ (*Name geändert)
Steffen Windschall
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