U-Bahn-Schläger: Diese Woche steht er vor dem Richter

Schon jetzt kochen die Emotionen hoch! Hass auf die Linken soll das Motiv gewesen sein
von  mp
Der Täter: Peter R. (24) stellte sich einen Tag nach seiner Prügel-Attacke selbst der Polizei. Er ist seit Jahren als Neo-Nazi bekannt.
Der Täter: Peter R. (24) stellte sich einen Tag nach seiner Prügel-Attacke selbst der Polizei. Er ist seit Jahren als Neo-Nazi bekannt. © AZ-Archiv

NÜRNBERG Einen Prozess mit solcher Sprengkraft gab es in Nürnberg lange nicht! Ab Donnerstag steht der Fürther Neo-Nazi Peter R. (24) vor Gericht. Er soll einen 17-jährigen Linken im U-Bahnhof Plärrer fast zu Tode geprügelt haben (AZ berichtete). Schon im Vorfeld ist die Stimmung extrem aufgeheizt – denn diese U-Bahn-Schlägerei hatte vermutlich ein politisches Motiv...


Die Tat erschüttert Nürnberg bis heute: Ende April 2010 kam es zwischen dem einschlägig vorbestraften Kampfsportler Peter R. und seinem späteren Opfer zum Streit. Der Anlass: Birol B., ein Kurde und Anhänger der linken Szene, soll eine abfällige Bemerkung über die Thor-Steiner-Tasche von Peter R.s Freundin gemacht haben – eine Marke, die besonders im rechten Spektrum beliebt ist.


Peter R., der bereits in der Vergangenheit wegen Übergriffen auf politisch Andersdenkende auffiel, soll daraufhin auf den 17-Jährigen losgegangen sein – aus Verärgerung über die Kritik an der Kleidung seiner Freundin, aber vor allem auch aus Hass gegen die linke Szene, so die Staatsanwaltschaft.
Als Birol B. bei der anschließenden Prügelei zu Boden ging, habe Peter R. trotzdem immer weiter, zielgerichtet und mit voller Wucht, das Gesicht seines wehrlosen Opfers mit dem Fuß traktiert. Dabei soll er kaltblütig sogar den möglichen Tod des Jungen in Kauf genommen haben.

Das Opfer fiel ins Koma


Birol B. fiel schließlich ins Koma und musste mehrfach wiederbelebt werden.


Schon wenige Tage nach der Prügelorgie kam es in Nürnberg zu zahlreichen Protestaktionen gegen Rechts. In der Kritik stand auch die Polizei, die den rechtsradikalen Hintergrund des Täters lange nicht bekannt gegeben habe: Peter R. ist seit Jahren in der Neonazi-Szene (Freies Netz Süd) aktiv und soll in engem Kontakt stehen zum Nürnberger Rechtsaußen-Stadtrat Sebastian Schmaus.


Auch jetzt kocht die Stimmung wieder hoch! Per Internet rufen Linke zum massenhaften Prozessbesuch auf. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Verhandlung im Schwurgerichtssaal 600 stattfindet – dort, wo sich nach dem 2.Weltkrieg hochrangige Nazis für ihre Verbrechen verantworten mussten. Den Nazis von heute wollen sie keine Chance geben, den Prozess für ihre Propaganda zu missbrauchen. M. Pfefferer

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