TV-Duell: Markus Söder und Ludwig Hartmann in Redeschlacht der Schnellsprecher

München - Mehr als eine Stunde lang stritten Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und der Spitzenkandidat der bayerischen Grünen Ludwig Hartmann nach allen Regeln der Kunst, aber ohne persönliche Anfeindungen, um sich danach auf zwei gemeinsamen Wanderungen zu verständigen: Die eine in den Alpen und die andere in Franken.
"Aber einen zusätzlichen Nationalpark gibt's nicht“, schränkte Söder gleich ein. Das erste bayerische TV-Duell zwischen einem CSU-Ministerpräsidenten und einem grünen Kontrahenten war nicht überraschend, aber erhellend, befand ein Politikwissenschaftler danach.
Söder: "Es geht nicht um Umfragewerte, sondern darum, was richtig ist"
Und es war für die Zuschauer durchaus fordernd, denn beide Kandidaten bestätigten ihren Ruf als Schnellsprecher. Nur gelegentlich drohte die Veranstaltung Christian Nitsche, Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens, etwas zu entgleiten, als beide Kontrahenten darauf bestanden, ausreden zu können.
Man kennt das. Doch mit fortschreitender Zeitdauer wurde das Duell disziplinierter. Viel an Gemeinsamkeit war nicht auszumachen: In der Wohnungspolitik hielt Hartmann nicht viel von der Unterstützung privater Häuslebauer durch den Staat wie es die CSU verfolgt. Beim Streit um das Polizeiaufgabengesetz war sowieso keine Einigung zu erwarten und in der Bildungspolitik bescheinigte Söder den Grünen, unter ihrer Regierungsbeteiligung in Hamburg und Nordrhein-Westfalen "die Schule fast ruiniert zu haben".
Hartmann: "Brauchen eine Politik, die denkt, bevor der Bagger kommt"
Konsens-Fehlanzeige auch bei der Verkehrspolitik, Grenzpolizei und Asyl. Der Grüne Hartmann wollte sich partout nicht Söders Standardsatz „Wer Straftaten begeht, muss ins Heimatland zurück“ anschließen. Er plädierte lieber für das Konzept des „Spurwechsels“: Wer in Deutschland Arbeit findet, soll bleiben können. Söder lehnt dieses Konzept strikt ab.
Schwer über Kreuz lagen der Schwarze und der Grüne auch beim Kreuzerlass. Die Grünen wollen Söders Anordnung, dass in jeder Behörde ein Kreuz aufzuhängen sei, wieder zurücknehmen. Im Falle seiner Vereidigung als Ministerpräsident werde er die religiöse Beteuerungsformel "so wahr mir Gott helfe" nicht sprechen, bekannte Hartmann. Er sei kein Kirchenmitglied. Söder erlaubte sich ein Foul: "Ich hoffe, sie wollen keine Gipfelkreuze absägen."
Söder: "Ein Spurwechsel führt nur zu enormen Bremsspuren"
Während Hartmann auf Attacke setzte, nahm sich Söder als Landesvater immer wieder selbst zurück, "aus Respekt", wie er sagte: "Meine Frau hat gesagt, ich soll ganz höflich bleiben, also mache ich das auch." Zurück blieb bisweilen ein überheblicher Eindruck.
Hartmann wiederum wirkte mitunter hektisch und kurzatmig, weil er möglichst viele Argumente unterbringen wollte. Nach der Sendung stellte eine Spezialistin für Körpersprache: Söder sei das Alphatier gewesen, an dem sich Hartmann unbewusst orientiert habe. Das werden die Grünen nicht gerne gehört haben. Doch vielleicht werden sie nach der Wahl am 14. Oktober doch noch Juniorpartner der CSU.
Hartmann: "Das Chaos in Berlin hat einen Namen: Horst Seehofer"
Weder Söder noch Hartmann schlossen bei aller Betonung ihrer Gegensätze kategorisch aus, dass es dazu kommen könnte. "Wir wollen Bayern gestalten und zum Guten verändern", sagte Ludwig Hartmann, schränkte aber zügig ein: "Wir spielen nicht jedes Spiel mit."
Ministerpräsident Markus Söder wich trotz längerer Bedenkzeit deutlich klarer aus, beschwor lieber die großen Unterschiede, warnte vor "Berliner Verhältnissen" – und ließ die Zuschauer ratlos zurück, als er erklärte, dass die Entscheidung beim Wähler liege. "Ich werbe dafür, dass es so bleibt, wie es ist." Bayern entwickele sich besser als alle anderen Bundesländer: "Warum sollte man diese Stabilität gefährden?"