Turnhallen-Ärger in Prien: Schulleiter fordert Lösung für Flüchtlinge und Schüler

Platz für Geflüchtete wird dringend benötigt. In Prien am Chiemsee führt das zu Konflikten.
von  Heidi Geyer
Schulleiter Andreas Schaller.
Schulleiter Andreas Schaller. © Anita Berger

Stockbetten statt Stufenbarren stehen in der Sporthalle des Priener Ludwig-Thoma-Gymnasiums. Seit dem Frühjahr werden dort bis zu 200 Geflüchtete untergebracht. Was als Übergangslösung gedacht war, wird zu einer Belastung für die Schüler und Vereinssportler.

"Auf dem Rücken unserer Schüler"

"Die Flüchtlingsthematik wird auf dem Rücken unserer Schüler ausgetragen", sagt Andreas Schaller, Schulleiter am Ludwig-Thoma-Gymnasium, der AZ. Seit März muss er Schulsport, Abiturprüfungen oder Elternversammlungen umplanen. "Der Sportunterricht ist marginal: Aus 90 Minuten Sport werden 45, weil die Schüler zum Teil in umliegende Gemeinden transportiert werden", sagt Schaller.

Selbst die Abiturienten sind betroffen: Denn der Badmintonkurs kann in der Ersatzhalle nicht angeboten werden. "Die Schüler mussten umwählen auf Volleyball."

Was Schaller besonders ärgert: "Wir sind die einzige Schule im Landkreis Rosenheim, die betroffen ist. Das ist bitter!" Die Halle gehört nämlich dem Landkreis und nicht der Marktgemeinde Prien.

Tatsächlich rechnet das Landratsamt Rosenheim damit, dass weitere Turnhallen "aus dem Regelbetrieb" genommen werden müssen, um Flüchtlinge aus der Ukraine aufnehmen zu können. Wohnraumangebote seien inzwischen sehr rar, auch wenn viele Bürger bislang unterstützt hätten. "Stand am Montagabend befinden sich 94 Flüchtlinge aus der Ukraine in der Turnhalle in Prien. 50 von ihnen kamen in der vergangenen Woche mit dem Bus", so ein Sprecher.

Viele Beschwerden

Haufenweise Beschwerden erreichen Schaller. Er habe jedoch noch nie erlebt, dass es zu Ressentiments gegen die geflüchteten Menschen gekommen sei. Da halte man zusammen, auch die vielen ukrainischen Schüler werden von der Schulgemeinschaft gut aufgenommen.

Dennoch brauche es eine Lösung für die Situation. "Ich kann mir schon vorstellen, dass in der Bevölkerung die Stimmung kippt bei uns", sagt Schaller.

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