Türkisch-Unterricht für alle Schüler?

Dialog zwischen CSU und der muslimischen Gemeinde eröffnet – mit klaren Forderungen.
NÜRNBERG Die CSU zu Besuch in Nürnbergs größter Moschee – klar, dass es da unterschiedliche Auffassungen gab: „Wir wünschen uns türkischen Sprachunterricht“ in den Schulen“, forderte Religions-Attaché Tarif Aksit gestern in der Eyüp Sultan Moschee in der Südstadt. „Keine gute Idee“, meint die CSU.
Aksit wird unterstützt von Erhan Cinar (Türkisch Islamischen Union): Er will Türkisch sogar als Pflichtfach. „Die vierte Generation der Migranten spricht sowohl schlecht Deutsch als auch schlecht Türkisch.“ Wenn nun alle gut Türkisch sprechen würden, dann würde ihnen auch das Deutsch lernen leichter fallen...
CSU-Mann räumte Fehlleistungen der bayerischen Integrationspolitik ein
Müssen also bald alle deutschen Schüler Türkisch lernen? „Nein“, sagte Martin Neumeyer, der neue Integrationsbeauftragte der Staatsregierung. „Wir bitten Sie da um Verständnis. Denn sonst müssten wir auch Russisch-Unterricht anbieten, dann käme Italienisch und so weiter.“
Was mit einer klaren Abfuhr endete, fing harmonisch mit einer Moschee-Führung an. Auf Einladung von Staatsminister Markus Söder war Neumeyer auf Antrittsbesuch in Nürnberg. In der größten Moschee Nordbayerns machte er sich ein Bild von muslimischem Leben. Denn immerhin rund 23000 Menschen mit türkischer Abstammung leben in Nürnberg – was auch Probleme birgt, wie Neumeyer erklärte: „Wenn 30 Prozent aller türkischen Schulabgänger in Deutschland keinen Schulabschluss haben, dann ist das untragbar“.
Der CSU-Mann räumte Fehlleistungen der bayerischen Integrationspolitik ein: „Da haben wir klar versagt.“ Um so wichtiger sei es jetzt, an der Sprachkompetenz und der Bildung zu arbeiten – der beste Weg für Integration. Söder ergänzte: „Wir wollen, dass jeder seine kulturelle Identität behält. Aber wir wollen auch, dass wir uns alle auf bestimmte Grundwerte wie Demokratie, Meinungsfreiheit und Frauenrechte einigen.“ Cinar zeigte sich am Ende zufrieden: „Dies hier war der erste Schritt in die richtige Richtung. Jetzt hoffen wir, dass der Dialog weitergeht.“