Türke (19): Messer-Attacke auf seine Schwestern

Er griff die beiden an, weil sie mit der Mutter stritten, die ihnen das Ausgehen verbot – Prozess dauert an.
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Opfer der Familienehre: Die beiden Schwestern Duygu und Ferdane waren gestern bei der Verhandlung im Gericht dabei.
Sat 1 Opfer der Familienehre: Die beiden Schwestern Duygu und Ferdane waren gestern bei der Verhandlung im Gericht dabei.

Er griff die beiden an, weil sie mit der Mutter stritten, die ihnen das Ausgehen verbot – Prozess dauert an.

ASCHAFFENBURG Er habe sich „gestresst gefühlt“, als seine Schwestern Duygu (21) und Ferdane (22) mit der Mutter gestritten haben. „Ich weiß nicht, was in dem Augenblick in mich gefahren ist“, sagte der 19-Jährige gestern vor dem Aschaffenburger Landgericht. „Ich hatte nicht vor, die umzubringen.“ Dennoch schnappte sich der Sohn einer türkischen Familie letzten Sommer ein Messer, verletzte seine ältere Schwester lebensgefährlich, die jüngere leicht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Mordversuch und gefährliche Körperverletzung vor.

Der Angeklagte erzählte vor Gericht von seiner Familie. „Wir sind eigentlich so wie Ihr Deutschen.“ Im Streit der Schwestern mit der Mutter ging es ums Ausgehen – und ums Ausziehen. Er habe in der sechsköpfigen Familie die Vaterrolle eingenommen, den Schwestern Verbote erteilt. Oft verteidigte der Angeklagte seine Mutter (42). Sie habe die jungen Frauen beschützen wollen – deshalb durften sie an dem heißen Julitag nicht die elterliche Wohnung in Aschaffenburg verlassen.

Die Vorsitzende Richterin Karin Offermann hat Zweifel an den Aussagen des 19-Jährigen und beruft sich auf dessen Worte bei der polizeilichen Vernehmung. Damals habe er gesagt, türkische Mädchen wüssten, sie dürften nur bei einer Heirat ausziehen. Er habe den Schwestern eine Lektion erteilen wollen, zitierte Offermann aus den Akten.

Zu Prozessbeginn will der Angeklagte davon nichts wissen, er könne sich nicht erinnern. Nur eines weiß er ganz genau: Sein Schwestern seien auf die Mutter losgegangen. „Ich lass' meine Mutter nicht rumschubsen.“ Auf die Frage nach dem Gefühl unmittelbar vor der Attacke sagte er: „Als ob mein Blut kochen würde.“

Vor Gericht nahm die jüngere Schwester den Bruder in Schutz: „Ich denke nicht, dass er uns umbringen wollte. Er ist nicht gewalttätig.“ Er habe wohl für Ruhe sorgen wollen und deshalb das Küchenmesser gezückt – es wirkt, als hätte die 21-Jährige Verständnis. Die Ältere will vor Gericht nichts sagen. „Es belastet mich halt sehr“ – damit meint sie nicht den Angriff auf ihr Leben, sondern die Tatsache, dass ihr Bruder im Gefängnis sitzt. „Ich vermisse ihn halt schon.“ Der Prozess wird fortgesetzt. Angelika Röpcke

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