Tückischer Tritt in die ,Achillesverse’
NÜRNBERG - Von Urban Priol bis Hagen Rether: In Brettl-Bühnen und Mehrzweckhallen gibt’s in den nächsten Wochen reichlich Satire-Auswahl
Man kann in den kommenden Wochen spielend sein Spott-Abzeichen ersitzen in hiesigen Brettl-Theatern und Mehrzweckhallen, fernab von Veitshöchheimer Lustbarkeit. Aktuelle Preisträger zwischen Scharfrichterbeil und „Salzburger Stier“ sind genauso unterwegs wie Talentburschen und Stützen der Satire. Um mit dem Comedy-Duo Podewitz zu titeln: „Irgendwas is immer.“ Auch ein „Kehraus der Kabarettisten“: Am 17. Februar mit Mundstuhl, Chris Böttcher und Wolfgang Krebs in der Meistersingerhalle.
DIE ÜBERFLIEGER: In diesem Genre, wo weite Vorausplanung Pflicht ist, wirkt dieser Programmtitel wie Hohn – „Nuhr die Ruhe“ hilft im Falle von TV-Plauderer Dieter Nuhr gar nicht. Für die Meistersingerhalle (3.2.) besteht also nur „Restkarten“-Glück. Ebenso für Glücksberater Eckart von Hirschhausen (20.2.) und Bodo Wartke, Klavierkabarettist in Reimkultur (und Gewinner des Deutschen Kleinkunstpreises 2004), und seine „Achillesverse“ (Stadthalle Fürth, 25.2.). Scheibenwischer-Flüchtling Bruno Jonas reizt die wiedergewonnene Freiheit weiter mit „Bis hierher und weiter“ aus (jetzt zwei Mal, 19./20. Februar, in der Kulturfabrik Roth). Volker Pispers, der Moralist mit dem Mephisto-Lächeln und Nürnberger Preisehren, beglückt nun den Ansbacher Onoldiasaal mit aktualisierten Ungeheuerlichkeiten (14.4.). Und Urban Priol, die Aschaffenburger Allzweckwaffe, ist natürlich auch wieder da: Mit neuem Programm („Wie im Film“) in der Meistersingerhalle (28.4.).
DIE ETABLIERTEN: Der Passauer Sigi Zimmerschied ab heute zweigleisig in Nürnberg (Gostner/Hubertussaal) mit „Zeitgeister“ und Lachdichter“. Der Berliner Horst Evers legt mit gewitzten Geschichten nach (heute und morgen, Burgtheater). Hagen Rether, der tückische „Liebe“-Leisetreter mit Lust auf Überlängen-Qual, ist in der Tafelhalle (1./2.5.). Der fläzende Gedankenstammler Rolf Miller sorgt für hundert Prozent Halbwissen mit grandios getürkten „Tatsachen“: „Wenn blöd, dann gscheid“ (Comödie Fürth, 8.2.; Tafelhalle 15.3.). Frank Lüdecke, gerade in Nürnberg mit dem Kabarettpreis geehrt, dreht in Erlangen eine Ehrenrunde mit „Verwilderung“ (fifty-fifty, 4.3.). Und noch’n paar Preisträger: Kodderschnauze Martin Buchholz fordert kalauernd: „Geh! Denken!“ (18./19.3., Burgtheater), Brettl-Suffragette Lisa Politt erklärt: „Gott der Herr hat sieben Zähne“ (Burgtheater, 11.3.). Lisa Fitz lädt zu „Tanken und Beten“ (Dehnberg, 6.3.), das Brüderpaar Podewitz bietet neue „Comedy to go – eine Show zum Davonlaufen“ (21.3., Burgtheater). Das Erste Deutsche Zwangsensemble ist auch unterwegs: gemeinsam mit dem frischen Grün des Deutschen Kleinkunstpreises (22./23.4., Burgtheater) und getrennt: Polit-Frechdachs Mathias Tretter (25.-27.2., Burgtheater), Claus von Wagner(5.-7.3.) und Philipp Weber (fifty-fifty, 17.3.). Die unvergleichlichen Lidschattengewächse von Malediva geben sich „Ungeschminkt“ (15.2., Tafelhalle). „Betroffenheitslyriker“ Olaf Schubert ist am 4.6. in Fürth (Stadthalle). Comedy in Tönen auch bei der A-cappella-Truppe LaLeLu mit „Grundlos eitel“ (21.4., Theater Fürth). Komiker Johann König, die „depressive Stimmungskanone aus Köln“ hat „Total Bock auf Remmi Demmi“ (14.4., Fü. Stadthalle). Steile Kehrtwende von „Watzmann ruft“ und „DÖF“ zum Salzburger Stier: Joesi Prokopetz weiß: „Giraffen können nicht husten“ (30.4., Hubertussaal).
DIE NACHRÜCKER: Das Pudelmützen-Duo Ulan & Bator, aktuelle Träger des Scharfrichterbeils, als Wahnwitz der Sonderklasse (19.2. Tafelhalle). Klavier-Kabarettisten als Lapsusliedhaber: Marco Tschirpke und Sebastian Krämer mit pointiertem Pingpong am Piano (Comödie Fürth, 10.2.). Auch nicht schlecht: Matthias Reuter mit blitzgescheiten Songs (Burgtheater, 26.3.). Der faschingsgestählte Unterfranke Michl Müller profiliert sich, „jetzterstrecht“ (Hubertussaal, 16.3.; 19.3., Neunkirchen a.Br.; Comödie, 1., 3., 4., 5., 4.). Frankens Szene legt überhaupt zu: Neben Lizzy Aumeier und Bernd Regenauer (etwa am 12.2. in Fürth, am 13.2. in Dehnberg) ist Berufsgrantler Matthias Egersdörfer ruhelos unterwegs. Und pflegt daneben auf dem AEG-Areal bei „Meister Robrock“ seine monatliche „Comedy Lounge“: Am 9. Februar ist unter anderem auch Mathias Tretter und Matthias Reuter dabei. Zum Vorkosten. Nachschmecken kann man aber auch: Bei der Gala zum 25. Geburtstag des Burgtheaters (am 11.4. in der Tafelhalle) gratulieren Tschirpke & Krämer, Nessi Tausendschön, Jochen Malmsheimer und Andreas Giebel mit Hohn und Herz. Andreas Radlmaier
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