Tschechien will Atomenergie ausbauen: "Kein anderer Weg"

Die Regierung in Prag rechnet mit Milliardeninvestitionen in neue AKW-Reaktorblöcke. Nun werden erste konkrete Schritte gemacht. Bei Politikern in Deutschland und Österreich stößt das auf Unverständnis.
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Der Kühlturm eines Atomkraftwerks. Foto: Sven Hoppe/Archivbild
dpa Der Kühlturm eines Atomkraftwerks. Foto: Sven Hoppe/Archivbild

Prag - Tschechien hält am Ausbau der Atomenergie fest. "Es gibt keinen anderen Weg als die Kernenergie", sagte Industrieminister Karel Havlicek in einer Sendung des tschechischen Fernsehens vom Dienstag. Den Bedarf mit erneuerbaren Energiequellen decken zu wollen, sei aus wirtschaftlicher, geografischer und technischer Sicht "Unsinn", erklärte der Unternehmer und Politiker. Der Energiewende-Vorreiter Deutschland sei "ein sehr reiches Land, das sich solche Investitionen erlauben kann".

Unterdessen wurde bekannt, dass der teilstaatliche Stromkonzern CEZ bereits vor Monaten zwei Tochterfirmen für den Bau neuer AKW-Blöcke an den beiden Standorten Temelin und Dukovany gegründet hat. Das sei ein klares Signal, dass der Investitionsprozess beginne, erklärte dazu Havlicek. Über die genauen Konditionen wird noch verhandelt. Es geht um die Frage, in welchem Umfang der Staat Garantien für Kredite zur Finanzierung der Bauprojekte übernimmt.

Als wichtigste Interessenten an dem Auftrag, zunächst in Dukovany einen neuen Reaktor für umgerechnet rund 10 Milliarden Euro zu bauen, gelten das koreanische Unternehmen KHNP und der russische Staatskonzern Rosatom. Umweltschützer kritisieren die bestehenden Atomkraftwerke in Tschechien seit Jahren als veraltet und pannenanfällig. Temelin ist nur rund 60 Kilometer von den Grenzen zu Deutschland und Österreich entfernt.

Auf scharfe Kritik stießen die Äußerungen des tschechischen Industrieministers bei der Vorsitzenden des Umweltausschusses im Bundestag, Sylvia Kotting-Uhl. "Die Sackgasse Atomkraft als einziger Weg? Erneuerbare sind längst viel billiger als AKW-Neubauten", sagte die Grünen-Politikerin. Sie forderte die Bundesregierung auf, in Europa mehr für die Vorteile der erneuerbaren Energiequellen zu werben.

Empörung gab es auch in Österreich. Es sei der gänzlich falsche Weg, unter dem Deckmantel des Klimawandels die Atomkraft wieder auszubauen, sagte die ehemalige österreichische Umweltministerin Elisabeth Köstinger der Deutschen Presse-Agentur. Die Kosten der Atomkraft einschließlich der Folgekosten seien exorbitant, warnte die ÖVP-Politikerin. Zudem gebe es Sicherheitsbedenken.

Die Frage der Endlagerung des Atommülls sei in den mittelosteuropäischen Staaten nicht geklärt. "Speziell Tschechien sucht ein Endmülllager nahe der österreichischen Grenze - das ist für uns absolut inakzeptabel", sagte die Nationalratsabgeordnete. Köstinger war bis Mai dieses Jahres Ministerin in der Regierung von Sebastian Kurz.

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